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Trekking Ecuador Teil 2: Cotopaxi
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Ecuador

 

Flora und Fauna im Cotopaxi-Nationalpark - Eingewöhnungstrekking im Limpiopungo-Tal - Fahrt zur José-Ribas-Schutzhütte - Besteigungsversuch des Cotopaxi in der Nacht - Abstieg und Fahrt zur Hacienda La Ciénega

Gesamtdauer: Acht Tage


Dritter Tag: Wanderung im Limpiopungo Valley

Diesmal werden wir um 10 Uhr vom Hotel abgeholt, auf direktem Weg geht es in den Cotopaxi National Park. Unser Guide für die nächsten Tage heißt Patricio. Er hat viel Erfahrung im Bergsteigen und fast alle bekannten und unbekannten Gipfel Südamerikas bestiegen.
Cotopaxi-Nationalpark
Am Eingang des Cotopaxi-Nationalparks


Kurzer Aufenthalt am Eingang des Nationalparks, es müssen die Eintrittsgelder entrichtet werden. In den unteren Breiten gibt es einiges an Vegetation, so richtig nach Urwald sieht es aber nicht aus. Kein Wunder: Der Cotopaxi ist ein aktiver Vulkan. Zeit zur Entwicklung einer "natürlichen" Vegetation bleibt zwischen den einzelnen Ausbrüchen wohl nicht. Auch Tiere lassen sich keine blicken, obwohl es hier einige geben soll.

Erste Station ist ein kleines Museum. Dieses handelt, wie sollte es anders sein, vom Cotopaxi. Die Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks wird erläutert. Interessant auch das Modell des Vulkans. Patricio erläutert hieran schon einmal die Route, die wir übermorgen bei der Besteigung nehmen werden.

Von einem Aussichtspunkt in der Nähe des Museums läßt sich gut ein schmaler und tiefer Einschnitt in der Landschaft sehen. Erinnert ein bißchen an einen Canyon, der in Jahrmillionen von einem Fluß hier eingegraben wurde. Eine Erläuterungstafel besagt allerdings, daß hierfür lediglich ein paar Stunden erforderlich und die Lavamassen eines der letzten Ausbrüche verantwortlich waren.

Ausbrüche an schneebedeckten Vulkanen sind besonders gefährlich. Lava mischt sich mit geschmolzenem Eis und Schnee und ist dadurch sehr dünnflüssig. Die Fließgeschwindigkeit ist fast so hoch wie bei reinem Wasser. Ein tödliches Wasser ist das, und fast ohne Warnung kann es in kürzester Zeit die Städte und Dörfer der Umgebung erreichen und zerstören. Wiederholt hat es das 20 km entfernte Latacunga getroffen und Zehntausende Menschen in den Tod gerissen.
Lavatäler
In wenigen Stunden hat hier die Lava ganze Arbeit geleistet


Und schon geht es weiter zu unserem Camp auf 3750 m Höhe. Ein idealer Platz zwischen ein paar Bäumen. Die Zelte sind schon aufgebaut. Neben unseren gibt es noch eines für die Mannschaft, die also aus Guide, Koch und Fahrer besteht. Außerdem ein Küchenzelt, in dem auch gegessen wird.

Das Mittagessen in Form von Lunchpaketen nehmen wir aber draußen ein, das Wetter ist recht schön. Auch haben wir nun noch Zeit, es uns in den Zelten gemütlich zu machen: Luftmatratze aufblasen, Schlafsack entrollen usw. Wir befinden uns schon recht nah am Vulkankegel des Cotopaxi. Dieser ist aber noch fast komplett in Wolken gehüllt. Na gut, spätestens morgen, so denken wir, wird er sich kaum noch vor uns verbergen können.

Nun lassen sich auch die ersten Tiere blicken. Es sind zwei Rehe. Und sie sind gar nicht so scheu, wie wir das von den deutschen Rehen kennen. Bis auf etwa 10 m lassen sie uns heran, und sie haben auch nichts gegen ein paar Fotos.

Um 13.30 Uhr dann Start des Eingewöhnungs-Trekkings. Vom Cotopaxi weg geht es einen offenbar selten benutzten Fahrweg entlang. Dann quer über einen von Paramogras bewachsenen Hang nach oben. Es ist steil, wir steigen aber auch höchstens 200 Höhenmeter. Auf der Kuppe angekommen, weht ein eisiger Wind.

Wir sind nun gar nicht mehr weit von einem anderen Berg im Nationalpark entfernt. Es ist der Rumiñahui, 4712 m hoch. Wie die meisten Berge der Gegend ist auch er ein Vulkan, allerdings kein aktiver. Der Rumiñahui ist jedoch nicht unser Ziel. Wir folgen weiter dem Gipfelkamm des Hügels, es geht gemächlich höher. Jetzt reißen sogar die Wolken auf, die bisher den Cotopaxi verdeckt haben. Und da ist er also. Ein makelloser Vulkankegel, im oberen Drittel mit Schnee und Eis bedeckt. Ein wahrlich majestätischer Anblick!
Cotopaxi
Ein majestätischer Anblick: Der makellose
Vulkankegel des Cotopaxi


Der Wind wird heftiger, wir ziehen unsere Jacken über. Auf der linken Seite kommt weit unten der Limpiopungo-See zum Vorschein. Dorthin wollen wir. Und wir beginnen mit dem Abstieg. Kein schweres Gelände, und wie bisher mit Paramogras bewachsen. Eine Viertelstunde geht es bergab, und schon ist der See erreicht.

Sogar Schilf gibt es an seinem Rand, und Enten schwimmen darauf. Und das in dieser Höhe von fast 4000 m! Der Höhepunkt ist aber der See mit dem Cotopaxi im Hintergrund. Und hier im Tal ist der Wind erwartungsgemäß längst nicht mehr so schlimm wie oben.

Wir gehen um den See herum und dann durch das breite Tal zurück zum Camp. Ein sehr staubiger Rückweg. Hier gibt es keinerlei Vegetation. Lediglich Vulkanasche, und die wird bei jedem kleinen Windstoß hochgewirbelt. Außerdem befindet sich hier ja die Straße, die uns morgen zur Cotopaxi-Hütte führen wird. Zum Glück fahren hier sehr selten Autos, sonst wäre es noch staubiger.

Gegen 16 Uhr treffen wir im Camp ein, und bald gibt es Kaffee mit Keksen und Chips. Zum Abendessen dann Gemüsesuppe und Reis mit Gemüse. Die Küchenausrüstung ist hervorragend. Gaskocher mit drei Kochstellen, Töpfe, Schüsseln, alles vorhanden. Nach dem Essen trinken wir noch mehr Kaffee, denn viel Flüssigkeit ist wichtig zur Höhenanpassung. Bis 21 Uhr sitzen wir im Küchenzelt, denn da ist es warm und angenehm. Danach geht es ins Bett, da ist es kalt und unangenehm.


Vierter Tag: Fahrt zur Cotopaxi-Hütte, Eistraining

Als so kalt erweist sich die Nacht dann aber doch nicht. Dank Luftmatratze und Schlafsack ist es sogar recht gemütlich. Fünfmal muß ich allerdings das Zelt verlassen. Man kann also nicht sagen, ich hätte zu wenig getrunken. Irgendwann in der Nacht wiehert und schnaubt es neben dem Zelt, habe ich geträumt? Nein, Patricio sagt, es gibt Wildpferde im Nationalpark. Na gut, dann scheint das Wiehern ja doch Realität gewesen zu sein.
Rehe
Netter Besuch: Gar nicht so scheu sind die Rehe hier


Aufstehen um 7 Uhr. Es ist völlig neblig, eine einzige Nebelsuppe. Man sieht den Berg gar nicht, den wir besteigen wollen. Sichtweite 20 oder 30 m, mal sind es dann auch 50 m. Zum Frühstück gibt es Rührei, Brot, Kaffee, Obstsalat. Der Koch gibt sich wirklich Mühe.

Allgemeines Einpacken, ich bin schon fertig und laufe noch ein bißchen in der Gegend herum. Mittlerweile hat sich der Nebel gelichtet. Nicht daß der Cotopaxi schon wieder zu sehen wäre. Nein, aber immerhin reicht es, um die Gegend wiederzuerkennen. Unsere zwei Rehe von gestern sind wieder da, ist wahrscheinlich ihr Revier. Und, in vielleicht einem Kilometer Entfernung dann tatsächlich die Wildpferde. Eine kleine Herde von 10 bis 15 Tieren. Durch das Objektiv der Kamera deutlich zu erkennen.

Um 11 Uhr Aufbruch. Durch das breite, staubige Tal, das wir gestern auf dem Rückweg schon kennengelernt hatten, vorbei am Limpiopungo-See, nähern wir uns dem Vulkankegel. Eine öde Landschaft aus Schutt und Vulkangestein ist das, natürlich nichts Ungewöhnliches für eine Vulkanlandschaft. Auf einer festgestampften Piste schrauben wir uns den Berg hoch. Ein Jeep kommt uns entgegen. Abgekämpfte Gesichter blicken uns an, haben die den Aufstieg schon hinter sich? Und haben sie es geschafft oder nicht?

Dann ein paar Mountainbike-Fahrer. Macht sicher Spaß, diese Abfahrt. Scheint aber auch ein bißchen gefährlich zu sein. Wir ereichen den Parkplatz, ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Auf 4500 m Höhe befinden wir uns, belehrt uns ein Holzschild, auf 4800 m Höhe die Cotopaxi-Hütte. Zu überwinden also 300 Höhenmeter, mit allem, was wir auf der Hütte und für den Aufstieg brauchen.

50 Minuten benötigen wir. Und in etwa ist das ein Vorgeschmack auf das, was uns in der Nacht beim Aufstieg erwartet. Es gibt hier auch ein paar Tagestouristen, die offenbar eine Tagestour von Quito aus hierher unternommen haben. Sie haben im Vorfeld vermutlich keinerlei Maßnahmen zur Höhenanpassung unternommen und schaffen es kaum. Ein solcher Ausflug ist nicht zu empfehlen. Denn auch in solchen Höhen kann einen die Höhenkrankheit bereits erwischen, und damit ist nicht zu spaßen.
Aufstieg zur Schutzhütte
Mühsam ist der Aufstieg zur Schutzhütte am Cotopaxi


Die nächste Nacht werden wir in dieser Hütte verbringen, und so belegen wir schon einmal unsere Betten, breiten unsere Schlafsäcke aus. Es gibt hier auch abschließbare Schränke, das Vorhängeschloß muß allerdings selbst mitgebracht werden. Gut, daß Patricio daran gedacht hat. Zum Mittag bleibt die Küche kalt, es gibt Brot mit Thunfisch und Avocado-Creme, dazu Chips und Kaffee, eine abenteuerliche Zusammenstellung. Aber wegen des Abenteuers sind wir ja hier.

Eine ganze Menge Leute halten sich noch hier auf. Nicht alle wollen den Gipfelversuch wagen. Einige gehören zu den Tagestouristen, die in Kürze wieder zurück nach Quito fahren werden. Ich unterhalte mich mit einem Paar aus Holland. Er hat im vorigen Jahr versucht, den Kilimandscharo in drei Tagen zu besteigen, und ist gescheitert. Nun ist er mit seiner Freundin ohne jegliche Vorbereitung hergekommen, um den Cotopaxi zu besteigen, einen Berg von etwa derselben Höhe. Warum lernt so jemand nicht aus seinen Fehlern? Ein paar Tage in Quito bedeuten längst keine ausreichende Akklimatisation für solch eine Tour.

Um 15 Uhr werden wir zum Training gebeten. Keiner von uns hat nämlich bisher Gletscher-Erfahrung. Und so üben wir das Gehen mit Steigeisen und Pickel. Dazu begeben wir uns auf einen nahegelegenen Gletscher, auf gleicher Höhe wie die Hütte, etwa 20 min entfernt.

Anlegen der Steigeisen. Das muß in der Nacht bei Dunkelheit klappen. Dann die verschiedenen Laufarten, der Eispickel muß immer auf der Hangseite sein. Zickzack-Gehen mit Wechsel des Eispickels. Verhalten beim Sturz: Beine in die Luft und Pickel ins Eis rammen. Schließlich Gehen am Seil. Wir üben auch hier das Zickzack-Gehen und das Verhalten beim Sturz eines anderen. Klappt eigentlich alles ganz gut, die letzten Zweifel verfliegen.
Elefantenritt
Die José-Ribas-Schutzhütte


Warum eigentlich ein Seil? Erfahrene Alpinisten mögen bei dieser Frage vielleicht mitleidig lächeln. Wir aber leben alle nördlich des "Weißwurst-Äquators" und haben diese Erfahrung nicht. Jedenfalls war uns vor Antritt der Reise nicht klar, wie das ganze ablaufen sollte. Die Sache ist also die: Beim Cotopaxi und auch beim Chimborazo sind große Gletscher zur überwinden. Und Gletscher sind eben keine starren Gebilde, sondern Gletscher leben, sie verändern sich. Immer wieder tauchen Gletscherspalten auf, die auch der beste Guide nicht kennen kann. Und es gibt Schneebretter, die diese Spalten verdecken.

Schneebretter kann man überschreiten. Aber manchmal brechen sie auch zusammen und man stürzt in die Spalte. Sind mehrere Personen durch ein Seil verbunden, können die anderen die stürzende Person halten, so einfach ist das. Zumindest in der Theorie. Aber ein Guide hat ja auch Praxiserfahrung.

Um 17 Uhr gibt es Abendessen. Gemüsesuppe zur Vorspeise, danach Huhn mit Gemüse, Reis und Kartoffelbrei. So langsam wird es ernst mit dem Aufstieg, um 19 Uhr legen wir uns ins Bett.

Um 23 Uhr gehe ich nochmal auf die Toilette. Eine sternenklare Nacht, außerdem haben wir Vollmond. Gute Vorzeichen. Das Lichtermeer von Quito ist zu sehen, es liegt 2000 m niedriger. Der kurze Weg eine Treppe nach unten, dann nach draußen zur Toilette und hoch zurück in mein Bett bringt mich allerdings völlig außer Atem. Mein Puls rast. Mindestens zehn Minuten brauche ich, bis Atem und Puls wieder halbwegs normal sind. Sollten die zwei Bergtouren zur Eingewöhnung etwa doch zu wenig gewesen sein?


Fünfter Tag: Gipfeletappe

Um Mitternacht werden wir geweckt. Alle schneebedeckten Berge Ecuadors können nur nachts bestiegen werden. Tagsüber weicht die starke Äquatorsonne den Schnee und das Eis auf, es besteht dann erhöhte Lawinengefahr. Zunächst gibt es Frühstück, ich trinke aber nur eine Tasse Kaffee und esse ein Stückchen Brot. Wer kann zu dieser Uhrzeit denn richtig frühstücken? Und das auf dieser Höhe? Dann die Ausrüstung angezogen, mit Ausnahme der Steigeisen. Denn die ersten 300 Höhenmeter verlaufen über Geröll, nicht über Eis. Die Steigeisen werden also nicht benötigt.
Sonnenaufgang
Gleich geht die Sonne auf


Bis alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, ist es fast 1.30 Uhr, und endlich geht es los. Wir sind zu dritt und haben außer Patricio noch einen zweiten Guide, wieder ist es Marcial. Die Nacht ist nach wie vor sternenklar. Und der Mond ist hell genug, so daß wir überhaupt keine Taschenlampe benötigen.

Kurz nach 2 Uhr erreichen wir das Eis, jetzt heißt es die Steigeisen anzuschnallen. Leider klappt das bei mir jetzt gar nicht mehr so gut. Obwohl die Schuhe steigeisenfest sind, gehen die Steigeisen ein ums andere Mal wieder ab. Marcial hilft mir. Dann geht es ein paar Schritte, und schon sind sie wieder ab. Es ist wie verhext. Schließlich tauschen Marcial und ich die Steigeisen, und damit klappt es.

Zeit haben wir verloren, eine Menge Zeit. Die anderen sind schon vorgelaufen. Ich gehe mit Marcial am Seil. Der heftige Wind ist unangenehm. Längere Pausen sind nicht möglich, da man sofort auskühlt. Nach und nach kommen wir näher und holen die anderen ein.

Wir tauschen nun, und ich komme zu Uwe und Patricio ans Seil. Der drückt jetzt aufs Tempo, um die verlorene Zeit aufzuholen. Um 9 Uhr müssen wir aus der Gipfelregion verschwunden sein, hat er uns gestern eingeschärft. Um das zu schaffen, müssen wir uns nun beeilen. Er sucht sich die steilsten Wege aus, obwohl man auch flacher gehen könnte. Das ermüdet sehr. Ich denke an den Kilimandscharo zurück. Drei Schritte - Pause - drei Schritte - Pause. So ging das damals. Das geht nun nicht, denn da gibt es nun ein Seil, an dem ständig jemand zieht.
Blick auf die Illinizas
Beim Abstieg: Im Hintergrund die beiden Illiniza-Gipfel


Ich brauche mehr Pausen. Man müßte sich mal in der Gruppe besprechen, wie wir weitermachen, wie wir unsere Pausen einteilen. Aber Patricio ist 10 m weiter vorne und hört mich nicht. Marcial und René sind gar nicht zu sehen. Der Wind ist zu laut, die Kommunikation fällt schwer, es kostet viel Kraft, laut zu rufen. Irgendwann reicht es mir. Ich rufe nach vorne: Ich höre auf. Und ich löse das Seil und bleibe stehen.

Endlich bekommt Patricio also mit, was los ist. Es dauert 10 min, dann ist Marcial auch da. Er hatte eine andere Route ausgesucht. Eine flachere, wer weiß. Jedenfalls wird Marcial mit mir absteigen, während die anderen mit Patricio weiter nach oben gehen. Schade, wirklich! Aber in diesem Moment will ich einfach nicht weiter. Nicht unter diesen Umständen.

Es ist ungefähr 6 Uhr, und wir haben eine Höhe von etwa 5600 m erreicht. Nicht schlecht, aber es ist eben nicht der Gipfel. In östlicher Richtung wird der Himmel rot, ein tolles Bild. Je heller es wird, desto besser sieht man, worauf wir uns eingelassen haben. Die Existenz von Gletscherspalten ist keine bloße Theorie. Da gibt es wirklich Risse im Eis, durch die man 20 m nach unten sehen kann. Da gibt es wirklich Spalten, die man weiträumig umgehen muß. Und die Steilheit des Hangs läßt meine Knie zittern. 45 Grad sind hier keine Seltenheit. Ohne Steigeisen wäre hier jedenfalls nichts zu machen.
Steilhang
Ganz schön steil ist das hier


Nun haben wir jedenfalls eine Menge Zeit, und ich kann in Ruhe Fotos machen. Ein fantastischer Blick ist das. Wir sind über den Wolken, die Sonne geht gerade auf. Der Himmel ist rot oder orange. Die anderen Berge ragen auch aus den Wolken heraus. Im Nordosten sehe ich den Antizana, mit 5705 m der vierthöchste Berg des Landes. Und im Westen den Zwillingsgipfel der Illinizas, beide über 5000 m hoch. Das tröstet doch ein bißchen über die Enttäuschung des verpatzten Aufstiegs hinweg.

Bei einer der Fotopausen sehen wir, daß außer uns noch eine Gruppe absteigt. Kein Zweifel, das ist Patricio mit den anderen. Auch sie haben offenbar aufgegeben. Schade, so hat es keiner von uns geschafft. Gegen 7 Uhr treffe ich mit Marcial in der Cotopaxi-Hütte ein, die anderen kommen eine halbe Stunde später. Auch ihnen hat es an der Kraft gefehlt, hervorgerufen durch die Kälte, den Wind, die zu hohe Geschwindigkeit und die zu wenigen Pausen.

René und ich beschließen schon jetzt, den Gipfel des Chimborazo nicht zu versuchen. Wir denken, daß er zwar machbar sein sollte, aufgrund unserer mangelnden Erfahrung auf Eis und Schnee und angesichts der erheblichen Höhe von 6310 m das Risiko doch zu groß ist.

Ein zweites Frühstück mit Kaffee und ein bißchen Brot mit Marmelade. Das holländische Paar ist wieder da, und ich erfahre, daß sie gar nicht losgegangen sind. Sie hatte wohl die ganze Nacht Kopfschmerzen, und er fühlte sich auch nicht besonders gut. Wenigstens diesmal die richtige Entscheidung. Mal sehen, auf welchem Berg ich die beiden wieder treffen werde.
Hacienda La Ciénega
Auf der Hacienda La Ciénega kann man sich wohlfühlen


Wir packen unsere Sachen zusammen und machen uns auf die unvermeidlichen 300 Höhenmeter, die wir zum Parkplatz absteigen müssen. Mit gemischten Gefühlen fahren wir weg vom Cotopaxi. Einerseits haben wir unser Ziel nicht erreicht, andererseits war es doch ein Erlebnis, und zumindest an Erfahrung sind wir reicher. Wie so oft im Leben.

Wir fahren nun nicht nach Quito zurück. Unser nächstes Hotel ist die Hacienda La Ciénega. Sie ist berühmt. Nicht unbedingt, weil Alexander von Humboldt hier genächtigt hat, sondern eher weil dies in jedem Reiseführer und jedem Reisekatalog steht. Na ja, es ist ja auch ganz nett, an einem historischen Ort zu übernachten.

Der Garten ist wirklich schön, die Zimmer sind groß. Ein bißchen schade ist, daß man hier wirklich nur die Hacienda hat und sonst nichts. Es ist keine Stadt in der Nähe, und es gibt auch keine Wanderwege, so daß man sich als Gast ein bißchen gefangen vorkommt. Aber man soll ja auch das historische Ambiente genießen. Und das tun wir nun. Wir verschlafen den ganzen Tag und feiern dann ab dem späten Nachmittag unsere "Fast-Besteigung" des Cotopaxi. Das Bier ist nämlich gar nicht so teuer wie die Umgebung glauben läßt...

Weiter mit Trekking Ecuador Teil 3

 

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