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Trekking Ecuador Teil 1: Pasochoa und Pichincha
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Ecuador

 

Akklimatisationstouren auf den Pasochoa (4200 m) und den Pichincha (4698 m) - Leichte Touren zum Eingewöhnen - Aber Gewöhnung an Höhen über 4000 m - Typische Vegetation aus Paramogras und Kakteen-Gewächsen

Gesamtdauer: Acht Tage


Vorwort

"Straße der Vulkane" wird die Gegend um die Hauptstadt Quito bis zum 200 km südlich gelegenen Riobamba genannt, und diese Bezeichnung kommt nicht von ungefähr. Denn tatsächlich reiht sich hier ein Vulkan an den anderen, und viele sind noch aktiv. Zwei Bergketten sind zu unterscheiden, die westliche und die östliche Kordillere, die es jeweils auf etwa 6000 m Höhe bringen. Der höchste Berg der östlichen Kordillere ist der Cotopaxi (5897 m), der höchste der westlichen der Chimborazo (6310 m).
Paramogras
Paramogras: Die typische Vegetation in Höhen um 4000 m


Zwischen diesen beiden Bergketten liegt das Hochland auf 2000 bis 3000 m Höhe. Und hier gibt es tatsächlich eine Straße, sogar eine ganz berühmte: Die Panamericana, die den ganzen amerikanischen Kontinent durchquert, von Alaska im Norden bis Feuerland im Süden, führt eben auch hier vorbei.

Aus europäischer Sicht ist Ecuador ganz eng mit einem deutschen Wissenschaftler verbunden: Alexander von Humboldt unternahm zu Anfang des 19.Jhdts. eine mehrjährige Forschungsreise nach Mittel- und Südamerika. Bis heute wird diese als die bedeutendste Forschungsreise eines einzelnen überhaupt angesehen (obwohl er natürlich Begleiter hatte). Die Menge an wissenschaftlichen Erkenntnissen, die er nach Hause brachte, war enorm. Die meisten Dinge haben bis heute ihre Gültigkeit. Humboldt war es auch, der die Bezeichnung "Straße der Vulkane" geprägt hat.

Eine Gruppe von 3 Personen ist es, die sich hier zusammengefunden hat, um einige der Gipfel Ecuadors zu besteigen. Uwe aus Sankt Augustin, René aus Erlangen und ich. Größere Erfahrungen mit vergletscherten Gipfeln hat noch keiner von uns. Nur Uwe hat bereits einen Kurs absolviert. Unser Ziel ist die Besteigung der beiden höchsten Berge Ecuadors, des Cotopaxi und des Chimborazo. Zur Eingewöhnung sollen zu Beginn die Besteigung des Pasochoa und des Pichincha stehen. Für Ecuador zählen diese zu den niedrigen. In den Alpen würden sie jedoch zu den höchsten zählen.


Erster Tag: Besteigung des Pasochoa (4200 m)
Trekking Pasochoa
So leicht beginnt die Wanderung. Im Hintergrund
unser Ziel, der Gipfel des Pasochoa

Um 8 Uhr werden wir von unserem Hotel in Quito abgeholt. Marcial heißt unser Guide, Luis steuert den für uns als Kleingruppe genügenden Kleinbus. Wir fahren nach Süden, zunächst auf guten Straßen. Dann kommt die Abzweigung zum Pasochoa, und schon sind wir auf den übelsten Feldwegen unterwegs. Wir steigen höher und höher, irgendwann schafft der Wagen es nicht mehr, weil es steil und rutschig ist.

Wir fahren ein gutes Stück zurück und nehmen einen anderen Weg. Auf einem Bauernhof muß bezahlt werden. Denn die Gegend ist teilweise in Privatbesitz, so daß man nicht ohne weiteres überall herumlaufen und -fahren darf.

Dann endet der befahrbare Weg abrupt, und das ist zwangsläufig der Start der Trekkingtour. Kurz nach 10 Uhr haben wir, und es geht los auf einer Höhe von etwa 3600 m. Zunächst auf gut befestigten Wanderwegen, einmal nehmen wir eine Abkürzung über eine Wiese. Das Wetter ist mittelmäßig, ziemlich bewölkt. Trotzdem warm genug, um im T-Shirt herumzulaufen. Und die Hauptsache ist eigentlich, daß es nicht regnet.
Trekking Pasochoa
Über Wiesen nähern wir uns dem Gipfel


Der Weg bietet keinerlei Schwierigkeiten, das könnte auch ein Wanderweg in den deutschen Mittelgebirgen sein. Einmal ist ein schmales Flußbett zu durchqueren, gleich darauf geht es 2 m hoch, das ist schon alles Erwähnenswerte. Auffällig ist die hier vorherrschende Vegetation mit dem typischen Paramogras. Die letzten Bäume haben wir kurz nach dem Start schon hinter uns gelassen.

Irgendwann verlassen wir diesen Wanderweg und gehen einen Trampelpfad auf Wiesenlandschaft weiter. Es wird recht steil und damit natürlich auch anstrengender. Schließlich kommen wir hier zum ersten Mal auf dieser Tour auf eine Höhe von über 4000 m. Schwierig ist die ganze Unternehmung aber nach wie vor nicht zu nennen. Eine Viertelstunde Pause, wir essen von den erhaltenen Lunchpaketen.

Weiter geht es über Wiesen. Erst die letzten 100 Höhenmeter wird es felsig. Wir müssen über einen schmalen Grat nach oben. Von dort könnte man bereits auf die andere Seite des Berges sehen. Allerdings herrscht dort eine einzige Nebelsuppe, so daß man eigentlich gar nichts sieht. Der Berg scheint die Wetterscheide zu sein.

Ein paar Schritte noch, und wir sind oben. Ungefähr 2 Stunden hat es gedauert, und wir befinden uns auf dem Gipfel in 4200 m Höhe. Kaum zu glauben, daß wir hier einen Viertausender bestiegen haben. Weder Deutschland noch Österreich können mit einem Berg dieser Höhe aufwarten. Da muß man schon in die Westalpen fahren, um ihn zu überbieten.
Nebel
Blick vom Gipfel. Die Westseite ist eine einzige Nebelsuppe


Nach den obligatorischen Gipfelfotos werden wieder die Lunchpakete ausgepackt. Nach wie vor ist die Sicht nur in östlicher Richtung frei. Von dort sind wir gekommen. Was sich im Westen befindet, kann man nur raten. Ab und zu läßt der Nebel jedoch einen Blick zu. Und da sieht man, daß es sich bei dem Pasochoa um einen erloschenen Vulkan handelt. Man sieht den weiten Krater, der allerdings nach Westen hin eingefallen ist. Ein beeindruckendes Bild, das meist nach wenigen Sekunden schon wieder vom Nebel verschlungen ist.

Nach einer halben Stunde gehen wir auf demselben Weg zurück. Etwa eine Stunde dauert der Abstieg, und schon haben wir den Wagen erreicht. Auch die Rückfahrt dauert etwa 2 Stunden, so daß wir gegen 15.30 Uhr zurück im Hotel sind. Eine leichte Tour zum Eingewöhnen war das, Höhenunterschied etwa 600 m. Vor allem wichtig, daß wir uns schon einmal an Höhen über 4000 m gewöhnt haben.


Zweiter Tag: Besteigung des Pichincha (4698 m)
Trekking Pichincha
Auch am Pichincha geht es langsam los.
Der Gipfel ist links hinten von Wolken verdeckt.

Wieder werden wir um 8 Uhr vom Hotel abgeholt, wieder ist Marcial unser Guide. Diesmal geht es zunächst zum Ausrüstungsverleih. Nicht für den Pichincha, aber für die folgenden Berge, den Cotopaxi und den Chimborazo, sind einige Ausrüstungsgegenstände nötig, die nicht unbedingt jeder in seinem Standardgepäck hat.

Steigeisen werden an meine Schuhe angepaßt, außerdem nehme ich noch Gamaschen und Gurte zum Befestigen der Seile. Alles ist im Preis enthalten, man könnte auch noch viel mehr leihen.

Dann in Richtung Pichincha. In den Vierteln am Berghang wohnen die eher Ärmeren. Höher und höher schraubt sich die Straße. Die letzten Häuser lassen wir hinter uns, und immer schlechter wird die Straße. Wir müssen aussteigen, als nicht klar ist, ob der Wagen es noch weiter schafft. Irgendwie fühlen wir uns an gestern erinnert.

Es geht aber doch noch. Kurz darauf dann die nächste kritische Situation, und nun schafft der Wagen es wirklich nicht mehr. Wenn auch die Straße noch weitergeht, so beginnt unsere Tour doch hier. 3700 m hoch sind wir, und wir haben 10.15 Uhr.
Trekking Pichincha
Im Nebel dann steil nach oben


Eigentlich gibt es zwei Pichinchas, und zwar den Guagua Pichincha und den Ruco Pichincha. Ersterer ist der leichter zu erklimmende, gleichzeitig aber auch ein aktiver Vulkan. Und weil er im Vorjahr mal wieder ausgebrochen ist, ist an eine Besteigung natürlich nicht zu denken. Somit versuchen wir uns an einer Besteigung des geringfügig niedrigeren Ruco Pichincha.

Die Nähe des Pichinchas zu Quito sorgt dafür, daß man fast während der gesamten Wanderung einen herrlichen Blick auf die Hauptstadt genießen kann. Das ist schon faszinierend, wie sie sich durch das schmale Tal schlängelt. Zu Beginn sind noch Einzelheiten zu erkennen, der Panecillo, der 3000 m hohe Aussichts-"Hügel" etwa. Mit zunehmender Entfernung wird es natürlich weniger. So ganz aus den Augen verlieren wir Quito aber fast nie.

Zunächst geht es steil hoch, dann über eine Wiese. Und nach kurzer Zeit sind wir wieder auf der Straße. Es war nur eine Abkürzung. Wir folgen der Straße, nur langsam steigt sie an. Wie gestern besteht die Vegetation hauptsächlich aus Paramogras. Ein Jeep ist hier mitten in der Landschaft geparkt. Klar, der ist da im Vorteil gegenüber unserem Kleinbus. Bei dem jetzt zu durchquerenden Bach mußte aber auch er passen.

Die Straße ist also zu Ende, jetzt geht es eine Wiese steil bergauf. Wir erreichen den Kamm einer Hügelkette, die auf den Pichincha zuführt. 10 min Essenspause, es ist 11.45 Uhr. Langsam wird es kühl, ich ziehe meine Regenjacke über und meine Mütze auf. Das Wetter ist noch schlechter als gestern, der Gipfel des Pichincha hat sich bis jetzt nicht gezeigt.
Auf dem Gipfel des Pichincha
Auf dem Gipfel ist viel los. Aber wie man sieht,
sieht man nichts.


Wir folgen nach wie vor dem Kamm, der uns an das Gipfelmassiv heranbringt. Die Vegetation wird spärlicher, links geht es steil und felsig hoch, rechts mit Gräsern und Kakteen-artigen Gewächsen nach unten. Wir passieren eine Höhle und lassen nun die letzten Pflanzen hinter uns.

Eine weitere kurze Pause, dann beginnt der "Gipfelsturm". Und hier muß tatsächlich einmal geklettert werden. Nicht wirklich schwierig oder gefährlich sind diese Stellen, trotzdem ist die ganze Konzentration gefordert. Um 13.45 Uhr stehen wir auf dem Gipfel in 4698 m Höhe. Wieder das Unfaßbare: Wir befinden uns hier schon fast auf Höhe des Montblanc, des höchsten Alpengipfels. Natürlich ist auch von der dünnen Luft etwas zu spüren, natürlich war der Aufstieg nicht ohne Anstrengung. Trotzdem war das gerade mal eben eine dreieinhalbstündige Wanderung mit der Bewältigung von etwa 1000 Höhenmetern.

Wir sind diesmal nicht allein hier oben. Eine Gruppe von etwa 15 Personen befindet sich gerade hier. Der Pichincha ist vor allem aufgrund seiner Nähe zu Quito ein beliebter Gipfel und wird oft zur Akklimatisation für weitere Bergtouren gerne genutzt.

Wir packen wieder unsere Lunchpakete aus und schießen unsere Gipfelfotos. Die andere Gruppe beginnt mit dem Abstieg. Wir lassen ihr einen Vorsprung. Ein Stau bei den Kletterpassagen - das muß nicht sein. Da dehnen wir unsere Pause lieber noch ein bißchen aus.
Cotopaxi
Toller Blick auf den Cotopaxi, unser nächstes Ziel


Doch schließlich begeben auch wir uns auf den Rückweg. Hochkonzentriert werden die schwierigeren Stellen gemeistert. Ein Schotterabhang bietet uns die Möglichkeit, durch Rennen und Rutschen schnell viele Meter abzusteigen, wo wir beim Aufstieg in Serpentinen viele Meter und auch viel Zeit benötigt haben.

Schrecksekunde beim Überqueren eines Grabens. Weil es etwa 2 m nach unten geht, halte ich mich an einem Felsen fest. Der löst sich, fällt in den Graben und rollt noch ein paar Meter weiter. Zum Glück ist gerade niemand vor mir, so passiert nichts.

Der weitere Abstieg verläuft ohne außergewöhnliche Vorkommnisse. Wir sitzen gerade im Wagen und fahren die Serpentinen abwärts, da reißt die Wolkendecke in Richtung Süden auf und zeigt uns unser nächstes Ziel. Wirklich malerisch liegt da der Cotopaxi zwischen den grau-rötlichen Wolken und der sich schwarz abzeichnenden Kammlinie einiger Berge (deren höchste Erhebung der Pasochoa ist).

Gegen 18 Uhr sind wir wieder im Hotel. Eine wirklich schöne Tour war das. Nicht übermäßig schwierig, aber durchaus anstrengend und wichtig für die kommenden Besteigungen.

Weiter mit Trekking Ecuador Teil 2

 

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