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Südtunesien im Winter
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Tunesien

 

Sousse - Römisches Amphitheater in El Djem - Höhlenwohnungen in Matmata - Kamelritt in Douz - Großer Salzsee Schott el Djerid - Oase Tozeur - Heilige Stadt Kairouan - Sousse

Statistik
Datum der ReiseJanuar 1998
Dauer2 Tage
Bericht online seitMai 1999
Aktualisiert amMai 1999


Erster Tag: Von Sousse nach Douz

Es ist Winter. Schnee in Deutschland, Zeit für Tunesien. Zwar kann man nicht im Meer baden, zwar kann es auch mal ein paar Tage hintereinander regnen. Klimatisch ideal ist die Zeit aber für eine Tour nach Südtunesien, an den Rand der Wüste.

Eine lange Strecke ist es von Sousse oder gar von Hammamet. Besser, man wohnt auf der Insel Djerba, dann spart man sich die lange Anreise. Allerdings spart man sich dann auch die Besichtigung von El Djem, und das ist schade.
El Djem
Heute kämpfen hier nur noch Touristen mit
Postkartenverkäufern: Das Amphitheater von El Djem


Nun reisen wir aber von Sousse an, und damit ist El Djem unsere erste Station. Der Ort ist eigentlich völlig unbedeutend. Keiner würde hierherkommen, außer vielleicht ein paar fliegenden Händlern, wenn nicht... Ja, wenn es nicht das römische Amphitheater gäbe.

Das drittgrößte im ganzen Imperium, nur das von Pozzuoli bei Neapel und selbstverständlich das Kolosseum in Rom sind größer. Bei einem Fassungsvermögen von 60 000 Zuschauern kann das Bauwerk mühelos an die Fußballstadien unserer Zeit heranreichen. Allerdings waren es echte Schlachtenbummler, die damals hierherkamen, und die Akteure kämpften nicht um Millionengagen und Werbeverträge, sondern um ihr nacktes Leben.

Nach weiteren zwei Stunden Fahrt und einer kurzen Teepause kommen wir in Matmata an. Eine eigentlich kärgliche Landschaft mit spärlichem Bewuchs. Für das Auge dennoch höchst reizvoll. Kleine Hügel, so weit selbiges reicht. Und eine charakteristische, hellbraun-rötliche Farbe. Dazwischen dann mal eine glänzend-weiße Moschee. Vereinzelt oder in kleineren Gruppen stehen Palmen.

Früher lebten die Menschen hier in Höhlenwohnungen, und diese Besonderheit bildet den eigentlichen Grund unseres Besuchs. Viele hat es zwar mittlerweile in Steinhäuser gezogen. Es gibt aber immer noch genügend Familien, die die Tradition weiterleben und sogar ihr Heim für Besuche zur Verfügung stellen. Ein zweifelhaftes Vergnügen zwar, ständig Reisegruppen durchs eigene Wohnzimmer geführt zu bekommen. Dafür erwartet man aber auch ein Backschisch, und summa summarum kommt da einiges zusammen.
Matmata
Ohne die Palmen wäre es eine Mondlandschaft: Matmata


Die Höhlenwohnungen sind in den meisten Fällen komplett künstlich. Meist sind sie auch nicht in den Berg, sondern in die Erde getrieben. Da wurde zunächst ein kreisrundes Loch geschaffen, mehrere Meter tief und 10 m im Durchmesser. Von diesem "Hof" zweigen die Wohnräume ab. Wer allerdings dachte, hier lebt man im Matsch und Dreck, muß sich sofort eines Besseren belehren lassen. Von einer primitiven Behausung ist hier keine Spur. Da sind die Böden mit Teppichen ausgelegt, da stehen Tische und Stühle, Schränke und Betten herum, selbst auf einen Fernseher muß man nicht verzichten. Lediglich das Kabelfernsehen läßt noch auf sich warten.

Es gibt hier auch Hotels, in denen Einzelreisende mal eine Nacht in einem "Höhlenzimmer" verbringen können. Wir dürfen hier immerhin unser Mittagessen einnehmen, und zwar im Hotel "Les Berbères". Als Vorspeise gibt es Brik à l'oeuf, ein von einem knusprigen Teig ummanteltes Ei. Statt Ei ißt man dies auch mit Hackfleisch oder Thunfisch. Und als Hauptgericht, wie könnte es anders sein: Couscous mit Hammel. Der Couscous, eine Grieß-Art, war früher, mit Fett oder Butter übergossen, ein "Arme-Leute-Essen". Längst hat er in seiner fleischigen Variante Einzug bis in die Spezialitäten-Restaurants gehalten.

Douz nennt man auch das "Tor zur Sahara", unsere letzte Station für heute. Für etwa 8 Euro haben wir hier die Möglichkeit, einen einstündigen Kamelritt zu unternehmen. Obwohl das ganze aufgrund der Masse an Kamelen und der Anzahl der ankommenden Busse stark touristisch angehaucht ist, lassen wir es uns nicht entgehen. Wann sonst hätten wir denn noch die Gelegenheit zu einem solchen Erlebnis?

Um gleich mal etwas zu klären: Bekanntlich gibt es ja Kamele mit einem und mit zwei Höckern. Dromedare haben einen Höcker, Trampeltiere zwei. "Kamel" ist der Oberbegriff für beide. Und, was wir nun erst erfahren: In Nordafrika gibt es nur Dromedare, die Trampeltiere sind dagegen in Asien beheimatet.
Kamele
Die Kamele vor dem Start


Die Kamele sitzen also zunächst am Boden, wir setzen uns auf den Sattel. Entgegen unseren Erwartungen ist der Moment des Aufstehens gar nicht so kritisch. Wenn man aufpaßt, kann eigentlich gar nichts passieren. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings der schaukelnde Gang.

Nach einer Viertelstunde Pause. Auf ein Kommando des Kamelführers setzen sich die Kamele hin, wir steigen ab. Man bietet uns eine Flasche Cola an, wir lehnen ab. Andere denken, das sei im Preis inbegriffen und nehmen an. Ein teurer Irrtum, wenn man dies mit den für Tunesien üblichen Preisen vergleicht: Sie müssen umgerechnet etwa 2 Euro bezahlen.

Von einem Sandhügel aus beobachten wir den Sonnenuntergang, dann geht es zurück. Schade, gerade gewöhnt man sich an das Kamel als Reittier, da ist es schon zu Ende. Wir nehmen uns vor, einmal eine längere Kameltour durch die Wüste zu unternehmen. Die Möglichkeit dazu hat man hier wie in Südmarokko gleichermaßen.


Zweiter Tag: Von Douz nach Sousse
Schott el Djerid
Sonnenaufgang am Schott el Djerid

Bei Sonnenaufgang sind wir am Schott el Djerid, dem größten Salzsee der tunesischen Wüste. Wer denkt hierbei nicht an den Beginn von Karl Mays Roman "Durch die Wüste"! Heute ist es jedoch nicht mehr ganz so gefährlich, ein Damm führt mitten hindurch von Kebili nach Tozeur. Sogar Rastplätze gibt es hier, und von einem dürfen wir jetzt das Morgenrot fotografieren. Ansonsten ist der See hier an den meisten Stellen fast ausgetrocknet, man kann auf ihm herumlaufen.

Das Dar Cherait in Tozeur war früher das Wohnhaus eines reichen Tunesiers. Nun ist es Museum, gezeigt wird das typische Leben am Rande der Wüste im 19. Jhdt.

Die arabische Architektur ist nach innen gerichtet. Prunkvoll ja, wenn man es sich leisten kann. Aber nicht nach außen zeigen, das ist die Devise. Der Außenstehende sieht ein arabisches Haus daher nur als rechteckigen Kasten mit höchstens zwei Stockwerken, einer Tür und kleinen Fenstern. Erst der Besucher lernt die finanziellen Möglichkeiten des Besitzers kennen.

Ein Innenhof mit Springbrunnen und reichem Blumenschmuck ist Standard der High Society. Hier findet man immer ein schattiges Plätzchen. Am prunkvollsten der Empfangsraum. Hochstehende Gäste sollen würdig empfangen werden. Hier saß man auf wertvollen Teppichen, rauchte Wasserpfeife und plauderte. Oder ließ sich in den Baderäumen von den Bediensteten durchkneten. Das Dar Cherait ist original eingerichtet, lebensgroße Figuren in typischen Kostümen geben einen Eindruck, wie man sich das Leben einer arabischen Adelsfamilie vorzustellen hat. Insgesamt sehr zu empfehlen.
Tozeur
Straßenbild in Tozeur


Lebensgrundlage von Tozeur ist die Oase, die gleichzeitig zur Bewässerung von 200 000 Palmen dient. Im Gegensatz zu Asien, wo die Kokospalme beheimatet ist, findet man hier nur die Dattelpalme. Von dieser gibt es eine ganze Reihe von Sorten. Nicht jede gedeiht an jedem Ort, das hängt vor allem von der Intensität und Dauer der Sonnenbestrahlung ab. Die süßeste und damit teuerste Sorte ist die "Deglet en Nour" (Finger des Lichts), diese wächst nur in Südtunesien.

Eine Kutschfahrt durch die Oase kostet 4 Euro. Diese rein touristische Unternehmung ersparen wir uns, wir wagen uns zu Fuß in einen der Palmenhaine. Daß wir uns damit von den befestigten Wegen entfernen, sehen wir als nicht so tragisch an, wir machen ja nichts kaputt. Im ersten Palmenhain geht auch alles gut, doch kaum haben wir den zweiten betreten, sind wir auch schon von vier wild kläffenden Wachhunden umringt, und wir sind schneller heraus, als wir hereingekommen waren.
Ziegel-Ornamentik
Stein um Stein: Ziegel-Ornamentik in Tozeur


Tozeur hat auch eine architektonische Besonderheit zu bieten, die Ziegel-Ornamentik. Werden die Häuser in anderen Gegenden oder Ländern durch Farben, Fresken, Stuck usw. geschmückt, so erreicht man hier alle Effekte durch Ziegel. Auf den Außenmauern sind immer Ziegel zu sehen, durch versetzte Anordnung erhält man Muster und Ornamente. Außer in Tozeur findet man die Ziegel-Ornamentik nur noch in Nefta, einer weiteren großen Oase, sowie einigen kleineren Orten dieser Gegend.

Dann nehmen wir auch schon Abschied von Südtunesien. In nordöstlicher Richtung geht es zurück, die letzte Station ist Kairouan, die viertheiligste Stadt des Islam. Die Große Moschee, wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt, hat leider schon geschlossen. Die gesamte Medina (Altstadt) ist von einer Stadtmauer umgeben, der Souk (Basar) allerdings längst nicht so groß und interessant wie die von Tunis und Sousse.

Wir sehen Bir Barouta, einen Brunnen inmitten der Medina. Im ersten Stock des Gebäudes läuft ein Kamel mit verbundenen Augen die ganze Zeit im Kreis, um Wasser zu schöpfen. Welch eine stumpfsinnige Arbeit! Mit dem Wächter über Tierschutzprobleme zu diskutieren, sehen wir aber als sinnlos an. Von Kairouan dauert die Fahrt nur noch eine Stunde bis Sousse. Zum Abendessen sind wir wieder zurück im Hotel.


Fazit

Ein entscheidender Vorteil, diese Tour im Winter zu unternehmen, ist natürlich die gemäßigte Temperatur vor allem in der Wüste. Dem steht allerdings gegenüber, daß die Tage im Winter viel kürzer sind. Im Sommer hätten wir mehr Zeit gehabt, z.B. länger in Kairouan zu bleiben. Wann man also eine solche Tour unternimmt, muß jeder einzelne für sich entscheiden. Lohnenswert ist sie auf jeden Fall.


Hinweise

Eine solche Tour läßt sich jederzeit von jedem Hotel in den Regionen Hammamet, Sousse/Port el Kantaoui, Monastir und Mahdia buchen. Es ist auch ohne weiteres möglich, dies selbst zu organisieren. Allerdings wird man es dann kaum in zwei Tagen schaffen. Die Verkehrsverbindungen (Bus, Bahn) sind vorhanden, aber nicht so regelmäßig, wie man es aus Europa gewohnt ist. Und die Fahrtstrecken in den Süden sind beträchtlich. Eine Alternative ist ein Mietwagen.

 

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