...unterwegs - Reiseberichte und mehr
Reiseberichte
Reiseblog

Kameltrekking Sahara - Was da noch so war
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
* * * Besuchen Sie auch den neuen Reiseblog * * *

...unterwegs - Reiseberichte und mehr
Reiseberichte
Reiseblog
Allgemeine und touristische Informationen zu Tunesien

 

Der Sandsturm und sonstige Wetter - Brot und Spiele: Ein Ofen aus Sand - Das Kamel: Alles über das Wüstenschiff - Die Wüste lebt: Über Flora und Fauna

Statistik
Datum der ReiseMai 2001
Dauer6 Tage
Bericht online seit30.07.2001
Aktualisiert am30.07.2001


Der Sandsturm und sonstige Wetter

Nun denkt man gemeinhin, daß das Wetter in der Wüste keinen großen Schwankungen unterworfen ist. Es ist heiß. So heiß, daß man literweise Wasser benötigt und schon nach kurzer Zeit ohne Flüssigkeit verdurstet. Und in der Nacht kann es empfindlich kalt werden. Wolken? Fehlanzeige!

Falsch ist das. In der Wüste sind Wetterschwankungen ebenso zu beobachten wie in anderen Landschaften. Natürlich ist es tagsüber heiß, das ist schon richtig. Aber es kann auch bewölkt sein, sogar regnet es manchmal. Während unserer Tour immerhin zweimal, beide Male nachts. Die extreme Wetterform der Wüste ist aber der Sandsturm. Erlebt am ersten Tag der Kameltour.
Sandsturm
Der Sandsturm kündigt sich an: Der Horizont
ist kaum noch zu erkennen.


Wir verlassen die Oase von Ksar Ghilane, es geht los nach draußen. Es ist windig. Gut, daß wir alle unsere Tücher haben und damit Ohren, Mund und Nase geschützt sind. Der Horizont bildet keine klare Linie, sondern verschwimmt mit dem Himmel. Zeichen für den überall in der Luft befindlichen Sand.

Immer schlimmer wird der Wind, über den Dünen ist ständig eine Schicht von fliegendem Sand zu sehen. Ein faszinierendes Bild, aber man getraut sich nicht, es aufs Foto zu bannen, die Angst um die Kamera siegt. Der feine Sand würde bis in die kleinsten Ritzen geweht. Wer jetzt seine Kamera ungeschützt in der Hand hält, muß sich bald eine neue kaufen.

Der Wind wird noch stärker. Es geht auf Mittag zu. Oben auf dem Kamelrücken bekommt man weniger Sand mit als in Bodennähe, aber das ist nur relativ. Mittagspause in einer Gegend mit Sanddünen.

Es gibt Essen. Frisches Brot und "Salat a la Sandsturm". Nicht wie sonst jeder auf einem Teller. Nein, die Gemüsestücke sind diesmal größer und werden in einem Topf serviert. Jedesmal wenn man etwas möchte, muß man den Deckel kurz anheben, schnell ein Stück herausnehmen und den Deckel sofort wieder schließen. Schließlich will der nächste seine Tomate nicht mit Sand genießen. Ganz ohne Knirschen geht das natürlich nicht ab, dafür ist der Sturm zu heftig.

Mittagsruhe. Die sonst üblichen Aktivitäten reduzieren sich. Schreiben geht nicht. Der Kugelschreiber versagt, und auf das Papier legt sich ständig eine Sandschicht, auf der auch der Bleistift nicht gut funktioniert. Zum Lesen hat keiner Lust, auch die Gespräche verstummen bald. Das einzige, das man in dieser Situation noch machen kann, ist, sich ein Tuch über das Gesicht zu legen und abzuwarten, daß es aufhört. Die meisten schlafen. Irgendwie wirkt das dauernde Geräusch des Windes beruhigender, als man annehmen möchte.

Als es gegen 16 Uhr weitergeht, ist jeder völlig zugeweht. Die Kleider haben die Farbe des Sandes angenommen. Und auch gibt es kein Körperteil, das vom Sand verschont wurde. Trotz der Tücher hat er seinen Weg in Mund, Nase, Ohren und Augen gefunden. Noch am Abend sind wir damit beschäftigt, ihn von diesen Stellen zu entfernen. Besonders ist auch die Kopfhaut betroffen. Hier werden wir den Sand bis zur nächsten Dusche tragen müssen, und die ist noch ein paar Tage entfernt.


Brot und Spiele

Das Wichtigste in der Wüste ist das Trinken. Wer nicht genügend Wasser dabei hat, bleibt auf der Strecke, das ist nun einmal so. Nun ist für die Getränke ja von Anfang an gesorgt, so daß die Frage nach dem Essen interessant ist.

Natürlich sind die Möglichkeiten der Essenszubereitung in der Wüste eingeschränkt. Trotzdem hat man sich die Mahlzeiten keinesfalls als "Notlösung" oder so ähnlich vorzustellen. Wir genießen hier eine Vollverpflegung, die man sich besser eigentlich nicht wünschen kann. Zweimal gibt es Couscous, ein Muß in Nordwest-Afrika. Dann aber auch mal Gemüsesuppe oder Spaghetti mit Tomatensoße. Und immer wieder Salat.

Der Höhepunkt ist, wie gesagt, das frische Brot. Aus Mehl, Salz und Wasser wird ein Teig geknetet und zu einem Fladen geformt. Die Glut eines Feuers wird auf runde Form von etwas mehr als der Größe des Fladens verteilt. Der Fladen wird daraufgelegt. Oben drauf kommt noch einmal glühende Kohle, das ganze mit Sand abgedeckt. Fertig ist der Ofen. Nach 20 min ist das Brot fertig, es wird herausgenommen, der Sand abgeklopft, das wars.

Und das schmeckt: Mmmh! Zu Hause sollte man allerdings nun nicht seine Kinder aus dem Sandkasten vertreiben, um das nachzumachen. Denn diese Methode funktioniert nur bei dem feinen Sand dieser Gegend. Anderer Sand löst sich nicht so leicht vom Brot. Und bei dauerhaftem Knirschen im Mund schmeckt es dann nicht halb so gut!

Brotbacken in der Wüste
Brotbacken Teil 1 Der Teig wird
geknetet und zum
Fladen geformt.
Brotbacken Teil 2 Mit Hilfe eines
Stocks wird der
Fladen in die
Glut gelegt.
Brotbacken Teil 3 Nach 20 Minuten
ist das Brot fertig.
Abklopfen und...
Das schmeckt!


Das Kamel
Kamel
Bitte recht freundlich: Das Kamel im Porträt.

Bekanntermaßen gibt es Kamele mit einem und zwei Höckern. Die einhöckrigen heißen "Dromedare", die zweihöckrigen "Trampeltiere", und "Kamel" ist der Oberbegriff für beide Arten. Dromedare sind vor allem in Nordafrika beheimatet, Trampeltiere gibt es nur in den Wüsten Asiens. So beziehen sich, da wir uns ja in Tunesien und somit Nordafrika aufhalten, alle Angaben im folgenden auf das Dromedar.

"Wüstenschiff" wird das Kamel genannt, und in der Tat gibt es wohl kaum ein anderes Lebewesen, das für einen bestimmten Lebensraum so gut angepaßt ist wie das Kamel für die Wüste.

So ist das Kamel eben nicht dauernd auf das angewiesen, das es in der Wüste am seltensten gibt, nämlich Wasser. Bei normaler Beanspruchung kann ein Kamel mehrere Tage gut ohne das kostbare Naß auskommen, im Extremfall sogar bis zu zwei Wochen. Danach kann es aber durchaus 200 Liter Wasser auf einen Schlag trinken. Damit ein Kamel auch jeden einzelnen Tropfen verwertet, schwitzt es so gut wie nicht. Genau genommen gibt es nur eine einzige Stelle, an der es schwitzen kann. Und diese befindet sich am Hinterkopf zwischen den Ohren. Ein interessantes Detail betrifft die Nase: Die Nasenlöcher können im Falle eines Sandsturms komplett verschlossen werden, so daß kein einziges Sandkorn hineingelangen kann.
Reitgestell
Dieses Gestell ersetzt den Sattel.


Zehn Kamele sind zusammen mit uns unterwegs. Wenn wir reiten, sind jeweils fünf zu einer Karawane zusammengebunden, die von einem Kameltreiber geführt wird. Die ersten drei Tiere jeder Karawane dienen als Reittiere, die anderen als reine Packtiere. Das soll aber nicht heißen, daß die Reittiere nicht auch Gepäck tragen. Nein, ein Kamel kann bis zu 300 kg tragen. Da wäre es doch Verschwendung, wenn da nur ein einzelner Mensch draufsitzen würde. Nein, auf jedem einzelnen sind zusätzlich Taschen, Rucksäcke oder sonstige Ausrüstungsgegenstände verstaut. Dabei ist es wichtig, daß die Gewichte gut verteilt werden, damit die Ladung nicht ins Rutschen kommt.

Zum Sitzen auf einem Kamel gibt es keinen Sattel, wie man ihn von Pferden kennt. Zum Reiten dient ein Reitgestell aus Holz und Stoff. Dieses wird an langen Riemen um den Bauch des Kamels festgezurrt. Der Bequemlichkeit halber wird das Gestell mit alten Kleidern ausgestopft, dann sitzt man weicher. Während der Mittagspause behalten die Kamele das Reitgestell auf, nur nachts wird es entfernt.
Kamel-Knödel
Allgegenwärtig: Die Hinterlassenschaften
der 'Wüstenschiffe'.


Die Kamele werden nie angebunden, sie dürfen sich frei bewegen. Damit sie in der Nähe bleiben, werden ihre Vorderbeine während der Pausen (also mittags und nachts) zusammengebunden. So können sie sich zwar bewegen, aber nur kleine Schritte machen. Sträucher gibt es genügend in der Umgebung, von denen sie fressen können. Trotzdem können sie sich während der Nacht recht weit vom Lager entfernen, ein oder zwei Kilometer sind keine Seltenheit. Die Treiber kennen ihre Tiere und die Gegend aber genau und wissen immer, wo sie zu suchen haben.

Kamele sind reine Pflanzenfresser. Und als solche fressen sie eigentlich den ganzen Tag. Wo immer sich ein leckerer Strauch oder ein paar saftige Gräser darbieten, greifen sie zu. Gleichzeitig zeigt sich hier aber auch die große Geduld dieser Tiere. Weil sie zu einer Karawane zusammengebunden sind, können die Kamele nicht jeden anvisierten Busch erreichen. Sie werden dann eben nicht ungeduldig, sondern akzeptieren dies und warten auf ihre nächste Chance. Und die kommt bestimmt, das wissen sie.
Kamele trinken
Eine Horde weiblicher Kamele am Brunnen von Bir Haj Brahim.


Genauso schnell wie die Kauwerkzeuge arbeitet der Verdauungsapparat. Permanent, auch während der Laufens verlieren die Tiere daher diese kleinen schwarzen Knödel, die man überall herumliegen sieht. Kaum Feuchtigkeit enthalten sie, auch hier spart die Natur an Flüssigkeit. Und schon nach wenigen Stunden auf dem heißen Sand sind sie so trocken, daß sie ein hervorragendes Brennmaterial abgeben. Unersetzlich in Gegenden ohne großen Pflanzenbewuchs! Selbst Brot kann mit diesem Brennmaterial gebacken werden, das gibt ihm erst die richtige Würze (nein, das war natürlich nicht ernst, in Wirklichkeit merkt man keinen Unterschied).

Am Horizont sehen wir eine Horde fremder Kamele. Sie laufen frei herum. Das sind weibliche Kamele, die ihre Kinder in Freiheit aufziehen dürfen. Obwohl auch diese einen Besitzer haben, läßt man sie doch ein paar Monate in Ruhe, um sich ihrem Nachwuchs zu widmen. Die männlichen Tiere hingegen müssen immer arbeiten und fremde Touristen durch die Gegend tragen.


Die Wüste lebt
Eidechse
Eidechse im Gras.

"Die Wüste lebt" - Das ist nicht nur ein großartiger Dokumentarfilm. Nein, dieser Satz ist auch Realität. Und er erweist sich als wahr, wohin man in der Wüste auch blickt.

Beim Holzsammeln entdecken wir eine große Eidechse, die von den Treibern mit Steinwürfen zur Flucht genötigt wird. Sie lachen dabei. Scheint wohl ein Spiel zu sein. Giftig oder sonstwie gefährlich ist sie nicht.

In der Wüste gibt es erstaunlich viele Tiere. Neben dieser großen Eidechse sieht man oft kleinere Echsen, vielleicht 5 oder 6 cm lang, die sich in ihrer Farbe gut dem Sand angepaßt haben. Auch Vögel gibt es, zum Beispiel Raben oder eine kleinere Art, deren Namen keiner kennt.

Leider gibt es auch Fliegen. Umso mehr, je näher wir uns an menschlichen Siedlungen aufhalten. Skorpione sehen wir nicht, ebensowenig Schlangen. Gegen einen netten kleinen Wüstenfuchs hätten wir alle nichts, aber auch der hält sich zurück.

Viele Tiere verraten sich durch ihre Spuren. Tagsüber halten sie sich unter dem Sand verborgen. Nachts, wenn es kühler wird, tauchen sie auf und gehen auf Nahrungssuche. Zum Beispiel schwarze Käfer, deren Spuren man überall findet. Besonders gut zu sehen sind sie am Tag nach dem Regen auf der mittlerweile trockenen, aber noch zusammengebackenen Sandoberfläche.
Wüstenblume
Eine solche Blume bildet doch eher
die Ausnahme in der Wüste.


Vielfältig auch die Vegetation. Zwar gibt es Gegenden mit hohen Sanddünen, auf denen kaum etwas wächst. Dann aber auch wieder fast ebene Landstriche mit Büschen und Gräsern. Natürlich hat man sich hier kein undurchdringliches Dickicht vorzustellen, den Kamelen reicht es aber.

So verdörrt manche Pflanzen auch aussehen mögen, bei näherem Hinsehen kann man doch mal winzige Blüten oder frische Triebe entdecken. Sie sind eben doch nicht tot. Und sie müssen wahre Überlebenskünstler sein, müssen mit dem wenigen Wasser, das ihnen hier zur Verfügung steht, haushalten können.

Früher war die Sahara mal der Grund eines Meeres. Zeugen dafür sind Versteinerungen von Muscheln, Meeresschnecken, usw., die man bisweilen findet. Auch wir versuchen unser Glück, werden aber leider nicht fündig.
Kamelschädel
Wüstenfriedhof: So kann das beste Kamel enden.


Als Reste der Vergangenheit sind lediglich Skelette verendeter Tiere zu entdecken. So etwa der Schädel einer Eidechse oder einmal sogar die Knochen eines kompletten Kamel-Skeletts.

Weiter mit Kameltrekking Sahara - Impressionen aus der Wüste

 

Menü Index