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Bursa, die erste Hauptstadt der Türkei
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Türkei

 

Großstadt mit orientalischem Flair - Viele Moscheen - Grabstätte von Osman Gazi, dem Gründer des Osmanischen Reiches - Zentrum der Seidenverarbeitung - Mineralhaltige Quellen und Bäder - Ulu Dag, der Olymp von Kleinasien

Dauer: Drei Tage


Erster Tag: Moscheen über Moscheen

Am Abend zuvor sind wir angekommen. Die Hotelsuche war diesmal ein bißchen schwieriger, aber schließlich hat es doch geklappt. Offenbar kommen nicht so viele Touristen hierher, in unseren Augen ein Pluspunkt.

An dieser Stelle ein paar Worte zur Hotelsuche in der Türkei: Oft wird man direkt bei der Ankunft am Busbahnhof von Mitarbeitern verschiedener Hotels abgefangen, deren einzige Aufgabe es ist, einen in das jeweilige Hotel zu lotsen. Das ist nicht unbedingt negativ, oft haben wir gute Erfahrungen gemacht. Manchmal gefällt aber auch das besichtigte Zimmer oder das ganze Hotel nicht, und dann steht man da und fängt von vorne an. Wem also diese Art der Hotelsuche überhaupt nicht behagt, dem sei geraten: Vor Beginn der Reise von zu Hause aus das Hotel buchen.

Unser Hotel in Bursa liegt mitten in der Altstadt. Frühstück gibt es nicht, dafür direkt gegenüber eine Bäckerei, wo wir uns mit dem Notwendigen versorgen. Ein paar Schritte weiter ein Teehaus, das sicher zu unserem Stamm-Teehaus in Bursa werden wird. Irgendwie gehört das ja auch zur Türkei: Im Teehaus sitzen, zusammen mit Wasserpfeife-rauchenden alten Männern, und nichts tun. Höchstens mal eine Postkarte schreiben oder eine Eintragung ins Reise-Tagebuch.
Ulu Camii
Reinigungsbrunnen in der Großen Moschee (Ulu Camii)


Bis 11.30 Uhr sitzen wir also hier, dann geht es los zur Stadtbesichtigung. In Bursa gibt es viele sehenswerte Moscheen, und mit denen wollen wir mal beginnen. Direkt nebenan liegt die Ulu Camii, die größte Moschee der Stadt (ulu = groß, camii = Moschee). Erbaut zwischen 1396 und 1420. Von außen ist sie nicht besonders ansehnlich, im Inneren enthält sie eine Menge erwähnenswerter Dinge. So viel, daß sich sofort ein Mann mittleren Alters anbietet, uns durch die Moschee zu führen. Gegen ein entsprechendes Backschisch natürlich, das ist klar.

In der Schweiz hat er gearbeitet und spricht daher ein bißchen deutsch. So viel erzählt er uns noch. Dann trifft er einen Bekannten, und das ist ihm dann wohl doch wichtiger. Na gut, wir werden es auch ohne ihn schaffen. Der Innenraum wird von 20 Kuppeln überspannt, die auf 12 Pfeilern lagern. Auffällig ist der 16-eckige Brunnen im Innern. Im Gegensatz zu anderen Moscheen, wo der Brunnen im Hof steht, werden die rituellen Waschungen vor dem Gebet also im Inneren durchgeführt. Sehenswert ist auch die aus Nußbaumholz geschnitzte Kanzel.

Nächster Punkt die Orhan Gazi Camii. Ursprünglich stammt sie aus dem Jahr 1339. Allerdings wurde sie 1417 nach völliger Zerstörung neu aufgebaut und bietet nun ein hervorragendes Beispiel seldschukischer Architektur. Leider präsentiert sich der gesamte Hof der Moschee als ein einziger Buch-Basar. Überall gibt es Buchstände, überall wird gelesen, gekauft, verkauft und Tee getrunken. Und ins Innere dürfen wir gar nicht. Schade! Ob das nur ein temporärer Zustand ist oder ob die Moschee jetzt immer dem Buchverkauf dient, können wir auch nicht herausbekommen.
Yesil Camii
Türbe der Grünen Moschee (Yesil Camii)


Dritte Moschee des Tages ist die Grüne Moschee, die Yesil Camii (yesil = grün). Wir müssen zehn Minuten warten, weil gerade Betstunde ist. Dann dürfen wir ins Innere. Und da sehen wir, woher diese Moschee ihren Namen hat. Es sind die blaugrünen Kacheln. Auch die Teppiche sind in derselben Farbe gehalten, diese scheinen aber neuer.

Neben der Moschee befinden sich weitere Gebäude. Wie so oft hat sich eine Koranschule angeschlossen, die Yesil Medrese. Heute wird sie als solche aber nicht mehr benutzt, es befindet sich jetzt das Ethnografische Museum darin. Dann ein kleiner Friedhof und mitten darin die Sultan-Mehmet-Türbe.

Eine Türbe ist ein Grab, allerdings nur für besondere Persönlichkeiten, denn Türben sind meist sehr prächtig gestaltet. So auch diese, und sie enthält viel mehr Blau-Grün als die Moschee selbst. Im Inneren stehen einige schlichte Holzsärge, penibel nach Mekka ausgerichtet. Der größte Sarg in der Mitte ist der von Sultan Mehmet I., zu erkennen außerdem an dem aufgesetzten Turban.

Auf dem Stadtplan in geringer Entfernung befindet sich der Burgberg. Allerdings sind zu diesem einige Höhenmeter zu überwinden, mehr als eine Viertelstunde dauert es aber dann doch nicht. Bemerkenswert hier oben ist natürlich die Aussicht über die Innenstadt. Dann sind es aber auch zwei Türben mit durchaus prominenten Personen: Und zwar handelt es sich um Osman Gazi, den Gründer des Osmanischen Reiches. Und Orhan Gazi, seinen Sohn und Namensgeber der uns vorhin versperrt gebliebenen Moschee. Auch hier sind die Särge schlicht und nach Mekka ausgerichtet.

Daß die beiden hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, ist nicht selbstverständlich. Denn als Osman starb, gehörte die Stadt gar nicht zu seinem Reich. Sein letzter Wunsch war es aber, hier begraben zu werden. Und diesen nahm Orhan sehr ernst. Nach zehnjähriger Belagerung gelang es ihm im Jahr 1326 endlich, Bursa zu erobern und den Wunsch seines Vaters zu erfüllen. Später wurde die Hauptstadt nach Edirne und bereits 1453 nach Istanbul verlegt. Heute ist bekanntermaßen Ankara die Hauptstadt der Türkei.
Sarg von Osman Gazi
Osman Gazi, der Gründer des Osmanischen Reiches,
ist hier begraben


Der Muradiye-Komplex ist ein weiterer Komplex mit Moschee, Medrese, ein paar Brunnen und mehreren Türben. Er präsentiert sich uns als ruhiger und reizvoller Park, in dem man sehr schön sitzen kann. Das nutzen wir auch mal aus, denn wir sind schon ziemlich viel herumgelaufen. Dann aber doch noch ein Blick in die Türben. Und da sehen wir etwas interessantes: Einige der Särge sind offen, dafür mit Erde bis zum Rand gefüllt. Ob da noch die sterblichen Überreste der genannten Personen drunterliegen, ist schwer zu sagen. Auch wissen wir nicht, was es überhaupt damit auf sich hat. Nach einem Tee im Kültür-Park sind wir gegen 19 Uhr zurück im Hotel.

Zum Abendessen finden wir ein kleines Restaurant in der Nähe. Die Spezialität in Bursa ist Iskender Kebap. Dabei wird das Fleisch (Kebap) zusammen mit Brotstücken in einer Soße aus Tomaten und Joghurt serviert. Eine interessante und gut schmeckende Alternative! Den Abend ausklingen lassen wir dann natürlich in unserem Stamm-Teehaus. Der Kellner ist derselbe wie am Morgen, er erkennt uns gleich und begrüßt uns per Handschlag. Naim heißt er, ist Student und verdient sich hier sein Studium. Mehrfach versucht er uns zu einer Wasserpfeife zu überreden. Aber noch ist die Zeit dafür nicht reif.


Zweiter Tag: Ulu Dag, der Olymp von Kleinasien

Der Tag beginnt wie der letzte mit einem Besuch der Bäckerei gegenüber und einem Tee in unserem Stamm-Teehaus. Wir sind heute etwas früher, auf dem Programm steht der Ulu Dag auf dem Programm. Der "große Berg" ist das also (dag = Berg), und es ist der Hausberg von Bursa.

Er ist nicht ganz so leicht zu erreichen wie die Moscheen. Daher nehmen wir ein Sammeltaxi zur Talstation der Seilbahn, genannt Teleferik. Kostet noch nicht einmal 0.50 Euro pro Person. Die Seilbahn selbst ist dann schon ein bißchen teurer, und zwar fast 5 Euro, allerdings für Hin- und Rückfahrt.

Hoch geht es dann in zwei Stufen. Von der Talstation in 350 m Höhe zur ersten Station in etwa 1100 m Höhe. Dort heißt es Umsteigen und weiter zur Bergstation in etwa 1650 m Höhe. Es ist ein Sessellift, wie man ihn aus den Skigebieten der Alpen kennt. Daß es ein Sessellift ist, ist schnell erklärt: Denn im Winter wird hier tatsächlich eifrig Ski gefahren, Schnee ist alles andere als selten.

Der "Olymp von Kleinasien" wurde der Berg in der Antike genannt. Der Gipfel hat eine Höhe von 2543 m, liegt von hier jedoch noch 8 km entfernt. Das wären wohl eineinhalb bis zwei Stunden, ehe man überhaupt mit dem Gipfelanstieg beginnen könnte. Da hätten wir dann noch ein bißchen früher aufbrechen müssen. Aber auch in der Nähe der Bergstation kann man recht gut wandern.
Auf dem Ulu Dag
Auf dem Ulu Dag. Der Gipfel ist weit entfernt


Bis etwa 10 Grad kälter kann es hier oben sein. Heute ist davon aber nichts zu spüren. Offenbar ist: Die Luft ist wesentlich besser als in der Stadt. Dort im Tal wohnt ja auch fast eine Million Menschen. Die Landschaft ähnelt durchaus den deutschen Mittelgebirgen. Fast durchweg sind es Nadelbäume, die hier wachsen, die Laubbäume sind in der Minderzahl.

Nicht gerade leer ist es hier oben. Viele Familien sind gekommen und machen Picknick. Viele sind mit Grill gekommen, einige haben sogar Stühle dabei. Ein Wunder, wie sie die wohl hochgeschafft haben.

Wir stoßen sogar auf einen Trimm-Dich-Pfad, wie sie in Deutschland seit Beginn der Trimm-Dich-Welle zahlreich entstanden sind. Die dafür typischen Geräte aus Holz sind ebenfalls da, die Erläuterungen natürlich auf Türkisch. Eine komplette Fußballmannschaft ist am Trainieren. Und der Trainer, der sein Team gerade auf die nächste Runde geschickt hat, erzählt uns, daß sie hier ein zehntägiges Trainingslager absolvieren. Wieder mal einer, der in Deutschland gearbeitet hat, sein Deutsch ist recht gut.

Einen Spaziergang entlang des Trimm-Dich-Pfades unternehmen wir also auch noch. Bei der Erläuterungstafel eines Ameisenhaufens lernen wir, daß "Ameise" wohl "formica" heißt. Gegen 13 Uhr fahren wir dann in die Stadt zurück. Wie auf der Hinfahrt ist es recht diesig. Die Stadt ist während der Fahrt leider nur durch einen Schleier zu sehen. Ein Sammeltaxi zurück in die Stadtmitte ist auch schnell gefunden. Insgesamt also ein schöner Ausflug, der uns mal eine etwas andere Landschaft gezeigt hat als die doch recht kahle Vegetation auf Meereshöhe. Und beim nächsten Mal werden wir etwas früher losfahren und auch noch den Gipfel besteigen, soviel ist klar!

Wir haben Freitag, und der Freitag ist der Hauptgebetstag im Islam. Also wirklich das, was im Christentum der Sonntag ist. In Bursa gibt es zwar viele Moscheen, und zwar noch viel mehr, als wir besichtigt haben. Offensichtlich reichen aber selbst die zur Aufnahme aller Betenden nicht aus. Wir sind zur Zeit des Hauptgebets zurück und sehen die Gläubigen überall neben den Moscheen sitzen und knien. Die Worte des Korans werden per Mikrophon nach außen übertragen. Wir steigen in der Nähe der Ulu Camii aus. Hier ist es besonders voll. Ein beeindruckendes Bild, wie sie da alle sitzen.
Betende neben der Ulu Camii
Freitag ist der Hauptgebetstag im Islam


Ein weiterer Aspekt von Bursa: Die Stadt ist seit Jahrhunderten das Zentrum der Seidenverarbeitung in der Türkei. Das historische Verkaufsgebäude für Seidenprodukte ist der Koza Han, ein rechteckiges Gebäude, von außen unscheinbar. Vom riesigen Innenhof sind viele einzelne Geschäfte zugänglich, in denen man auch heute noch Seidentücher und -hemden oder auch -kleider und ganze Anzüge kaufen kann. Zum entsprechenden Preis natürlich. Einfache Seidentücher gibt es bereits für 3 bis 4 Euro, andere Produkte sind entsprechend teurer.

Im Innenhof steht ein schöner Brunnen, der Koza Hani Mescidi von 1493. In dessen Nähe stehen Tische und Stühle - ein Teehaus. Bis 15 Uhr sitzen wir also hier und trinken jeder zwei Tee, Stückpreis 25 Pfennige. Billiger als der Bursa-Standardpreis. Irgendwie kommen wir auf die Idee, noch einmal in den Kültürpark zu gehen. Dort soll es ein archäologisches Museum geben. Und irgendwas muß an dem angebrochenen Tag ja noch passieren.

Der Weg zum Kültürpark ist ja etwas weiter, aber wir haben trotzdem keine Eile. Das Museum ist schnell gefunden. Weil der Herr an der Kasse mal wieder nicht wechseln kann, kommen wir in den Genuß von Studentenkarten, obwohl wir keine Studenten sind. 0.50 Euro kostet es somit pro Person. Allerdings muß man sagen, daß dieses Museum nicht zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt gehört. Wer z.B. das Archäologische Museum in Istanbul kennt, wird enttäuscht sein.

Es gibt ein paar Gebrauchsgegenstände aus griechischer und römischer Zeit. Ein paar Mosaike und ein paar Skultpuren und Skulpturenteile. Im Garten noch einige Sarkophage und Skulpturen, das wars. Beim Hinausgehen können wir einen Blick auf die Besucherstatistik erhaschen, die hier geführt wird. Heute vormittag waren es 6, heute nachmittag bisher 12. Und an allen anderen Tagen sieht es ähnlich aus. Der Renner ist dieses Museum also nicht gerade.

Der weitere Tag muß im Hachhinein wohl als Rekordversuch im Teetrinken bewertet werden. Erst zwei Stück im Kültürpark. Nach dem Abendessen, zu dem, wie meistens, sowieso ein Tee gehört, wollen wir nochmal in den Koza Han gehen, weil es uns da so gut gefallen hat. Der ist aber schon geschlossen, und so sitzen wir eine Weile auf einer Bank davor, um einen zufällig vorbeikommenden fliegenden Teeverkäufer zu bereichern. Beschlossen wird der Tag dann - wie sollte es anders sein - bei noch einmal 2 Tee in unserem Stamm-Teehaus.


Dritter Tag: Im türkischen Bad

Der letzte Tag in Bursa, und wieder geht er mit unserer Bäckerei und einem Tee los. Diesmal jedoch im Koza Han, wo wir bis 11.30 Uhr sitzen. Viele Kinder sind da, die einem die Schuhe putzen wollen. Zum Glück sind sie nicht übermäßig aufdringlich. Als sie merken, daß bei uns nichts zu holen ist, gehen sie und suchen sich ein neues Opfer.
Koza Han
Der Tag beginnt im Koza Han


Vorgenommen haben wir uns einen Besuch im Hamam, dem türkischen Bad. Der Stadtteil Cekirge ist für seine Thermalbäder und Hamams berühmt, liegt aber etwas außerhalb. Daher nehmen wir wieder ein Sammeltaxi für knapp 0.50 Euro und sind nach kurzer Zeit da.

Nicht daß es hier an jeder Ecke ein Hamam gibt, ein bißchen suchen müssen wir schon. Schließlich landen wir im Yeni Kaplica (yeni = neu, kaplica = Thermalbad). Der nette Herr, der uns den Weg gewiesen hat, läßt sich nicht davon abhalten, auf dem Foto des Gebäudes zu erscheinen, nun gut. Der Eintrittspreis beträgt etwa 5 Euro. Erbaut ist das Bad unter Sultan Suleyman dem Prächtigen im Auftrag des Großwesirs Rüstem Pascha.

Ein türkisches Bad besteht aus drei Abteilungen. Zum einen hat man die Umkleidekabinen, wo man sich auszieht und mit einem Handtuch um die Hüften versieht. Wir haben hier eine abschließbare Kabine mit zwei Liegen darin. Unsere sämtlichen Sachen können wir hier lassen, die Liegen sind für später.

In Abteilung 2 ist es recht kühl. Auch diese ist für später, zu Beginn geht man hier nur hindurch. Abteilung 3 ist das eigentliche Bad. Hier hält man sich die meiste Zeit auf, um zu schwitzen. Denn es ist recht heiß. Beim Yeni Kaplica gibt es in der Mitte ein Wasserbecken von vielleicht 6-8 m Durchmesser, in dem man schwimmen kann. Wir haben aber auch Hamams gesehen, bei denen sich in der Mitte ein großer Marmorblock mit Stufen befindet, auf denen man sitzt und sich unterhält. Denn ein Hamam ist vor allem auch ein Ort der Kommunikation.

Mir ist das Wasser viel zu heiß. Die Bäder in Bursa werden nicht künstlich beheizt, sie beziehen ihr Wasser aus natürlichen heißen Mineralquellen. Ich bleibe also draußen. In dem mit Marmor und prächtigen Fliesen geschmückten Raum gibt es viele Nischen mit zusätzlichen Schöpfbecken. Hier kann man sich die Temperatur aus Kalt- und Heißwasser-Hähnen selbst einstellen. Man lässt also das Wasser einlaufen und schüttet es mit einem Plastikgefäß über sich.

Auf diese Weise sitze ich also hier, schütte das Wasser über mich und kommuniziere. Oder vielmehr kommuniziert man mit mir. Das ist ja das interessante: Zum ersten Mal habe ich kein Utensil bei mir, das mich sofort als Touristen erkennen läßt. Ein Handtuch um die Hüften, das ja auch von hier stammt. Genauso wie der Junge, der gerade ins Wasser springt. Und genauso wie der Herr, der neben mir sitzt. Hier sind alle gleich.

Das weiß eben auch der Herr nebenan, und so er will er gar nicht einsehen, daß es mit meinen Sprachkenntnissen nicht so weit her ist. Schließlich muß ich ihm doch klarmachen: Ich bin "Turist". Zum Gück ist das hier kein Schimpfwort, ganz im Gegenteil: Sofort springt ein anderer ein, der auch schon mal in Deutschland gearbeitet hat. Wirklich: Wir waren an keinem Ort, wo man nicht jemanden gefunden hätte, der wenigstens ein paar Worte Deutsch spricht. Und der erklärt es dann meinem Gesprächspartner.

Ein paar Jungen sind neugierig geworden und fragen nach meinem Lieblings-Fußballverein. Ohne lange nachzudenken, sage ich: "Fenerbahce", das ist einer der drei bekannten Istanbuler Clubs. Riesen-Beifall auf der einen, Enttäuschung auf der anderen Seite. Genauso hätte ich "Galatasaray" sagen können, dann wäre es umgekehrt gewesen. Fußball spielt eine große Rolle in der Türkei. Auch wenn es manchen undenkbar erscheint: Noch viel mehr als bei uns.

Trotz Sprachbarriere haben wir am Ende der vielleicht 2 Stunden, die wir in Abteilung 3 waren, mit fast jedem mal gesprochen. Es ist also nicht gelogen: Kommunikation wird großgeschrieben im Hamam. Ein Sonder-Service, den man in fast jedem Hamam findet, ist die Massage. Im Yeni Kaplica wird sie in einem Nebenraum durchgeführt, In anderen Hamams eben auf den Marmorstufen in der Mitte. Jedenfalls gehört zur Massage eine Vorbehandlung, bei der mit einem besonderen Waschlappen zunächst die ganze Haut abgerieben wird. Sodann wird der Körper mit Seife eingerieben und die Massage durchgeführt.
Das Yeni Kaplica
Das Neue Bad (Yeni Kaplica) stammt aus dem Jahr 1553


Wir gehen aber nun zum Abkühlen für 10 Minuten in Abteilung 2. Viel länger hält man es gar nicht aus, sonst beginnt man zu frieren. Schon kommt auch ein Helfer und packt einen in frische Handtücher ein. Dann gehts in unsere Kabine, die Liegen kommen zum Einsatz. Und ehe man es sich versieht, ist man eingeschlafen. Erst gegen 15.30 Uhr verlassen wir das Bad und fahren mit einem Sammeltaxi zurück.

Und nun endlich ist es an der Zeit, eine Wasserpfeife auszuprobieren. Schließlich ist die Reise fast an ihrem Ende angekommen, was soll da noch passieren? Kostenpunkt etwa 1 Euro, zu bestellen in unserem Stamm-Teehaus. Obwohl ich Nichtraucher bin, muß man das eigentlich mal erlebt haben. Die Wasserpfeife besteht aus einem Glaskörper, mit Wasser gefüllt. Ins Wasser ragt ein senkrechtes Rohr, auf dessen oberem Ende der Tabak angebracht ist. Auf den Tabak werden glühende Holzkohlestücke gelegt. Der Glaskörper hat eine weitere Öffnung außerhalb des Wassers. Dort ist der Schlauch angeschlossen, an dem man beim Rauchen zieht. Durch das Ziehen wird im Glaskörper ein Unterdruck erzeugt, welcher Luft durch den Tabak und das senkrechte Rohr zieht. Eine raffinierte Konstruktion.

Es ist ein Gerücht, daß Wasserpfeifen immer mit Rauschgift in Verbindung gebracht werden. Das ist absoluter Blödsinn. Da wird ausschließlich ganz normaler Tabak verwendet. Die Wasserpfeife nur zu "paffen", ist kaum möglich. Es muß schon ordentlich daran gezogen werden, sonst geht die Glut aus. Ich wundere mich, daß ich nicht anfange zu husten. Aber der Rauch geht ja zunächst durch das Wasser und erreicht erst dann meine Lunge. Offenbar ist er dadurch viel besser gereinigt als durch den Filter einer Zigarette. Trotzdem: Ein etwas öder Geschmack im Mund bleibt. Und der läßt sich jetzt nur mit einem Bier wegspülen. Auch das gibt es hier.

Zum Abendessen greifen wir wieder mal zum Döner Kebap. Und schließlich der letzte Besuch unseres Stamm-Teehauses. Diesmal belassen wir es aber beim Tee. Gegen 22.30 Uhr verabschieden wir uns von Naim, wir müssen unsere Sachen zusammenpacken. Morgen geht es per Bus nach Istanbul, übermorgen nach Hause.


Hinweise

Bursa ist eine Stadt, deren Besuch sich wirklich lohnt. Trotzdem kommen nicht viele Touristen her, weil der Weg von den Touristenzentren zu weit ist. Wie gesagt, für die Stadt ist das ja kein Nachteil. Bei einigen Rundreisen steht Bursa auf dem Programm, meist jedoch nur für einen Tag. Das reicht meist nur, um die Haupt-Sehenswürdigkeiten abzuhaken, höchstens noch für einen hastigen Hamam-Besuch.

Recht gut ist Bursa von Istanbul aus zu erreichen. Mit dem öffentlichen Bus beträgt die Fahrtzeit unter Benutzung der Fähre zwischen Gebze und Yalova und einer der Bosporus-Brücken etwa dreieinhalb Stunden. Startpunkt ist der Topkapi-Busbahnhof im Westen (hat mit dem Topkapi-Palast nichts zu tun und befindet sich auch nicht dort), es gibt aber noch andere Haltestellen. In Bursa befindet sich der Busbahnhof etwa 1 km nördlich der Altstadt. Normalerweise ist Vorausbuchung in einem Reisebüro notwendig, und ein solches gibt es auf jeden Fall an jedem Busbahnhof.

In Bursa kommt man ohne Führung gut zurecht. Einige der Sehenswürdigkeiten sind etwas weiter vom Zentrum entfernt. Dann empfiehlt sich ein Sammeltaxi. Sammeltaxis verkehren auf festgelegten Routen und halten auf Handzeichen. An ihrem Startpunkt fahren sie normalerweise erst los, wenn sie voll sind. Aussteigen kann man jederzeit, man muß nur dem Fahrer Bescheid geben. Innerhalb der Stadt wird man für die Fahrt kaum mehr als 0.50 Euro bezahlen.

Wie erwähnt, ist Bursa berühmt für seine Thermalquellen. Neben dem Yeni Kaplica ist das Eski Kaplica (Altes Thermalbad) zu erwähnen, das heute in einem Luxus-Hotel integriert ist. Weiter gibt es das Kükürtlü Hamam (Schwefelbad), das Kaynarca Hamam (Kochendes Bad) und das Kara Mustafa Hamam. Alle liegen im Stadtteil Cekirge.

Der Grund für diese Ansammlung heißer Quellen, die es auch in anderen Städten der Umgebung gibt (z.B. Yalova), ist vulkanische Aktivität im Erdinnern. Schmerzlich zu spüren war das bei der Erdbebenkatastrophe am 17.August 1999, die ihr Zentrum im 100 km entfernten Izmit hatte.

 

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