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Bergtouren im Allgäu
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu Deutschland

 

Standort Oberstdorf - Vier Touren im Frühjahr - Söllereck - Fellhorn - Nebelhorn - Grünhorn - Walmendinger Horn - Rubihorn - Geißalphorn

Reisedaten
Datum der ReiseAnfang Juni 2010
Dauer4 Tage
Bericht online seit05.07.2010
Aktualisiert am05.07.2010

Vier Tage Anfang Juni in Oberstdorf. Die ganz hohen Berge sind noch nicht zu erklimmen, zu viel Schnee liegt dort in der Höhe. Allerdings bietet die Umgebung von Oberstdorf auch ohne diese genügend Möglichkeiten zu abwechslungsreichen und spannenden Touren. Gebucht habe ich die Bahnfahrt nach Oberstdorf und eine Unterkunft für drei Nächte. Bei früher Ankunft am ersten und später Abfahrt am letzten Tag somit die Möglichkeit zu vier Bergtouren.

Und auch Oberstdorf selbst ist ja ein ganz netter Ort mit vielen traditionellen Häusern. Teilweise sieht man auch Lüftlmalerei und Schnitzerei von Holzmasken.

Im Übernachtungspreis ist die Benutzung aller Bergbahnen rund um Oberstdorf und im Kleinwalsertal inbegriffen. Das ist angenehm und will ich nach Möglichkeit für die Abstiege nutzen. So braucht man für diese Touren eine gute Kondition und auch ein bisschen Erfahrung.


Erster Tag: Freibergsee - Söllereck - Schlappoldkopf - Fellhorn

Ich bin also gerade angekommen, da geht es schon los. Erstes Ziel ist der Freibergsee. Dichter Nebel verdeckt die Berggipfel, aber hauptsächlich bleibt es trocken. Nach einer Dreiviertelstunde ist der See schon erreicht. Eindrucksvoll der Blick über das Wasser mit der Heini-Klopfer-Skiflugschanze dahinter. Sie gehört zu den drei größten Skiflugschanzen der Welt.

Der Weg wird nun matschig, teilweise fließt noch das Wasser auf dem Weg. Nächste kurze Pause am Gasthof Hochleite. Es kommen nun immer mehr Menschen entgegegen, die mit der Söllereckbahn nach oben gefahren sind und nun bergab Richtung Oberstdorf laufen. Die Aussichtskanzel bietet einen schönen Blick auf Oberstdorf, aber nach wie vor viel Nebel.

Mit dem Abzweig in Richtung Söllereck-Gipfel wird es einsamer. Die Sölleralpe soll wohl geöffnet sein, aber heute verirrt sich kaum jemand hierher. Zum Söllereck-Gipfel darf man dann gar nicht, kurz davor die Sperrung zum Schutz der Tiere. Daher gehe ich gleich weiter auf dem Gratweg in Richtung Fellhorn.

Mittlerweile hat der Nebel wieder zugenommen, und viel mehr als den Weg sieht man nicht. Da der Grat aber recht breit ist, ist das kein Problem. Nur hatte ich gelesen, dass die letzte Talfahrt der Fellhornbahn schon um 16 Uhr erfolgt, daher wird die Zeit knapp. Immer wieder sind jetzt Schneefelder zu überqueren. Über den Schlappoldkopf gelange ich zum Fellhorn-Gipfel. Er ist wohl selten so leer wie jetzt, ich habe nämlich auf dem ganzen Gratweg keinen Menschen mehr gesehen.

Lange kann ich mich nicht aufhalten. Gerade so eben erreiche ich die Bergstation der Fellhornbahn. Hier stehen noch ein paar vereinzelte Menschen herum und warten auf die letzte Talfahrt. Die nehme ich dann auch, und mit dem Bus geht es zurück nach Oberstdorf.

Freibergsee mit Skiflugschanze Die Heini-Klopfer-
Skiflugschanze
spiegelt sich im
Wasser des Freiberg-
sees.
Gasthof Hochleite Zwischenstation am
Berggasthof Hochleite.
Gratweg in Richtung Fellhorn Auf dem Gratweg herrscht
dichter Nebel.
Schlappoldkopf Am Schlappoldkopf kommt
Schnee hinzu.
Fellhorn Und endlich der einsame
Gipfel des Fellhorns.


Zweiter Tag: Nebelhorn - Laufbacher-Eck-Weg - Zeiger - Hüttenkopf

Der zweite Tag soll mich auf das Nebelhorn bringen, den Hausberg von Oberstdorf. Das Wetter ist schon deutlich besser als gestern, aber die Berggipfel liegen meist noch im Nebel. Noch im Ort beginnt der Anstieg. Vorbei an der Erdinger-Arena - so heißt das Skisprungstadion - geht es auf asphaltierten Wegen immer entlang der Nebelhornbahn.

Nach einer Stunde bin ich bei der Station Seealpe angelangt. Hier befindet sich auch ein Ausflugslokal, aber im Moment ist noch nicht viel los. Daher gleich weiter. Auch im folgenden ist der Weg asphaltiert und zumindest tauglich für ein 4WD-Fahrzeug. Allerdings wird der Schnee immer häufiger.

Gegen 11 Uhr, also nach zweieinhalb Stunden Gehzeit, erreiche ich die Station Höfatsblick. Hier befinde ich mich auf fast 2000 m Höhe, und hier sind die Bergbahn-Touristen schon zahlreich. Seinen Namen hat die Station, weil man von hier die Höfats sehen kann, einen der berühmten Allgäuer Grasberge und eines der Wahrzeichen der Allgäuer Alpen. Im Monent ist die Sicht allerdings bescheiden, die Höfats sucht man vergebens.

Der Rest des Weges zum Gipfel des Nebelhorns verläuft nun ausschließlich durch Schnee. Es sind aber genügend Spuren vorhanden, so dass man sich nicht verlaufen kann. Gegen 12 Uhr bin ich oben. Der höchste Punkt meiner vier Touren im Allgäu, 2224 m. Klar, dass die Aussichtsterrasse voll ist. Unter den Menschen hier oben gehöre ich aber zur absolten Minderheit, weil ich den gesamten Weg gelaufen bin.

Ich fahre mit der Bahn zur Station Höfatsblick und gehe gleich weiter etwa 10 Minuten zum Zeigersattel. Der ist ein guter Ausgangspunkt für drei kurze Abstecher. Es beginnt mit einer halben Stunde auf dem Laufbacher-Eck-Weg. Nachdem ich drei kürzere Schneefelder überquert habe und nun eine längere Schnee-Passage folgt, gehe ich zurück. Hier bin ich wohl eindeutig zu früh im Jahr.

Vom Zeigersattel aus bin ich in 7 Minuten auf dem Zeiger. Das ist zwar kein bedeutender Gipfel, aber ein schöner Punkt zum Ausruhen und Fliehen vor den Massen, die nämlich allesamt zum Zeigersattel kommen. Aber hier oben ist es ruhig und der Blick viel besser als vom Sattel.

Es ist zu beobachten, dass die meisten Leute vom Zeigersattel in der anderen Richtung gehen, im Nebel verschwinden und nach kurzer Zeit wieder zurückkommen. Das erweckt meine Neugier. Ich gehe also los und entdecke bald einen schmalen Grat. Der höchste Punkt ist auf der Karte als Hüttenkopf eingezeichnet. Der Weg dahin ist schon ziemlich ausgesetzt, aber auch nicht übermäßig schwierig.

Nach zehn Minuten bin ich auch schon da und erlebe den besten Ausblick auf die Orte meiner heutigen Tour. Das Nebelhorn und die Station Höfatsblick tauchen immer mal wieder kurz aus dem Nebel auf, der Zeiger und der Laufbacher-Eck-Weg sind ebenfalls gut zu sehen.

Der Rückweg zur Station und die Abfahrt nach Oberstdorf beenden schließlich meinen heutigen Bergtag.

Skisprungstadion 'Erdinger-Arena' Die Skisprungschanzen
am Fuße des Schatten-
bergs, heute Erdinger-
Arena.
Gasthof Seealpe Am Gasthof Seealpe ist
noch nicht viel los.
Blick zurück nach Oberstdorf Der Blick zurück
nach Oberstdorf.
Blick von Station Höfatsblick in Richtung Nebelhorngipfel Zwischen Station Höfats-
blick und Nebelhorn sieht
man eine geschlossene
Schneedecke.
Am Nebelhorngipfel Die Aussichtsterrasse auf
dem Nebelhorn ist aber
schon gut besucht.
Laufbacher-Eck-Weg Überquerung eines
Schneefelds auf dem
Laufbacher-Eck-Weg.
Der Zeiger Geruhsam ist es auf
dem Zeigergipfel.
Schmaler Grat am Hüttenkopf Mystisch erhebt sich der
scharfe Grat des Hütten-
kopfs aus dem Nebel.


Dritter Tag: Hochstarzel - Grünhorn - Ochsenhofer Köpfe - Walmendinger Horn

Der dritte Tag ist dann der mit dem besten Wetter. Ich fahre mit dem Bus nach Baad ins Kleinwalsertal, dort habe ich mir eine schöne Runde ausgesucht.

Los geht es auf noch kühlem Weg durch den Wald, später dann eher steil bis zur Starzelalpe. Von hier hat man die große Auswahl, wie es weiter geht. Ich entscheide mich für das Starzeljoch. Teilweise über Schneefelder gelange ich dorthin.

Ein "leichter Klettersteig" weist in Richtung Derrajoch. Letztlich handelt es sich um ein paar durch Seile gesicherte Stellen ohne jegliche Schwierigkeit. Ich folge dem Weg bis zum Hochstarzel. Es bietet sich ein schöner Blick auf meinen bisherigen Weg und nach Baad.

Zurück am Starzeljoch, hat der Abstecher etwa eine Stunde gedauert. Das nächste Ziel ist nicht weit entfernt und heißt Grünhorn. Der höchste Gipfel des heutigen Tages mit tollem Panorama über die gesamten Allgäuer Alpen.

Abstieg zur Ochsenhofer Scharte, die eine Art Drehscheibe der Wanderwege hier darzustellen scheint. Jedenfalls halten sich hier zahlreiche Menschen auf. Es sind aber alles Wanderer.

Mein Weg führt jetzt aber weiter über die Ochsenhofer Köpfe. In ständigem Auf und Ab folge ich dem Gratweg. Drei Haupterhebungen sind auszumachen, der Westliche und Östliche Ochsenhofer Kopf sowie der Lüchlekopf (auch als Muttelbergkopf bezeichnet).

Von diesem wird mein Tagesziel sichtbar, das Walmendinger Horn. Die Zeit wird knapp, weil die letzte Bahn um 16.15 Uhr fährt. Für den Gipfel reicht es dann aber doch noch locker. Mit der letzten Bahn geht es dann ins Tal und mit dem Bus zurück nach Oberstdorf.

Die letzten Meter zum Hochstarzel Die letzten Meter zum
Hochstarzel.
Blick vom Hochstarzel Richtung Baad Blick vom Hochstarzel
in Richtung Baad,
rechts vorne die
Unspitze.
Panorama vom Grünhorn Tolles Panorama vom
Grünhorn.
Ochsenhofer Scharte Die Ochsenhofer Scharte
mit dem Westlichen
Ochsenhofer Kopf.
Das Walmendinger Horn Das letzte Tagesziel
ist das Walmendinger
Horn.


Vierter Tag: Rubihorn - Geißalphorn - Geißfuß

Am letzten Bergtag entferne ich mich nicht weit von Oberstdorf. Nachmittags werde ich mit der Bahn zurückfahren, außerdem ist dann ein Wetterumschwung angekündigt.

Also geht es mit der Nebelhornbahn zur Station Seealpe, wo ich meine Tour starte. Steil, teilweise in Serpentinen, teilweise mit Drahtseilen gesichert, geht es zum Niedereck. Das ist die Einschartung zwischen Rubi- und Geißalphorn. Zuerst will ich aufs Rubihorn.

Das ist nicht mehr weit, der Weg ist auch hier teilweise mit Seilen gesichert, es ist aber nicht schwierig. Schöner Blick auf die Geißalpseen, nach einer knappen Stunde bin ich wieder am Niedereck. Die kurze ausgesetzte Stelle ist nicht so schwierig wie vermutet, die Kletterstelle danach ist durch eine Leiter entschärft. So ist es nur eine Viertelstunde vom Niedereck zum Gipfel des Geißalphorns.

Gut zu sehen ist nun schon das Nebelhorn. Abstieg vom Geißalphorn und weiter zum Geißfuß, dem letzten Gipfel. Das ist aber nur eine Kuppe ohne jede Schwierigkeit. Von dort geht es mit wenigen Höhenunterschieden zur Station Höfatsblick und mit der Nebelhornbahn zurück nach Oberstdorf.

Rubihorn Gipfel Der Gipfel des Rubi-
horns hoch über
dem Oberstdorfer
Tal.
Geißalphorn Blick vom Niedereck
zum Geißalphorn.
Nebelhorn und Großer Daumen Blick vom Geißalp-
horn zum Nebelhorn
und dem Großen
Daumen (hinten
links).
geißfuß Eine einfache Stange
markiert den Gipfel
des Geißfuß. Im Hinter-
grund erhebt sich der
Hochvogel.


Fazit

Eine tolle Tour, die sich mit wenig Aufwand organisieren lässt. Unterkünfte in Oberstdorf gibt es genügend. Darunter sind auch viele, die die Benutzung der Bergbahnen mit anbieten. Darauf sollte man achten. Wenn man rechtzeitig bucht, bekommt man auch noch ein günstiges Bahnticket.

Ein wenig Statistik: Ich war an vier Tagen insgesamt 22.5 Stunden unterwegs, dabei 17 Stunden reine Gehzeit und 5.5 Stunden Pause. Bei knapp 5400 Höhenmetern stand ich auf 15 Gipfeln. Die Bergbahnen habe ich jeden Tag zum Abstieg benutzt und einmal (aus Zeitgründen) für eine Station zum Aufstieg.

 

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