Rund um Loch Ness: Monster- Ausstellung in Drumnadrochit,
Urquhart Castle, Fort Augustus - Fahrt nach Durness in den Norden:
Menschenleere Gegenden, Seen, Fjorde, Traumstrände
Reisedaten
Datum der Reise | Juli 1994 |
Dauer | 5 Tage |
Bericht online seit | Mai 1999 |
Aktualisiert am | 23.07.2011 |
Dritter Tag: Loch Ness
Die Loch-Ness-Tour beginnt erst um 10.15 Uhr, so daß wir mit dem Frühstück
nicht so hetzen müssen. Die Fahrt geht diesmal in südwestlicher Richtung,
kurz nach den Toren von Inverness beginnt bereits Loch Ness.
Sicher ist Loch Ness aufgrund der Legende vom
Ungeheuer, das ja meist liebevoll
"Nessie" genannt wird, der bekannteste schottische See. Die erste Erwähnung eines
Seeungeheuers stammt bereits aus dem Jahr 565. Und über die Jahre wird von zahlreichen
Sichtungen berichtet. Seit Erfindung der Fotografie tauchten dann auch immer wieder Fotos
eines angeblichen Ungeheuers auf, die teils eine natürliche Erklärung hatten oder
bewusst gefälscht waren.
Auch in Literatur und Film hat das Ungeheuer von Loch Ness Eingang gefunden.
So ist wohl in jeder gut sortierten Bücherei ein Buch und in jeder gut sortierten
Videothek ein Film über Nessie zu finden.
Loch Ness ist aber auch der längste und nach Loch Lomond flächenmäßig
der zweitgrößte schottische See. Loch Ness ist sehr
tief. Wie tief genau, ist unbekannt. Jedenfalls sorgt diese Tatsache dafür,
daß der See das ganze Jahr über seine Temperatur behält. Wie warm die
Außentemperatur auch sein mag, zum Badesee wird es nie reichen. Und wie hart
auch der Winter werden mag, er friert nie zu.
Dunkel und geheimnisvoll liegt Loch Ness.
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Verkehrsmäßig hat Loch Ness Bedeutung als Teil des Caledonian Canal, der
Schiffsverbindung, die fast kerzengerade vom Firth of Lorne südlich der
Insel Mull bis nach Inverness und dort in die Nordsee führt.
Sie erspart den Schiffen den langen Weg um die Highlands im hohen Norden
herum und schafft so eine wesentlich günstigere Verbindung zwischen
den irischen Häfen und den Häfen im Osten Schottlands wie Aberdeen und Dundee.
Erste Station ist Drumnadrochit. Nach 10 Minuten Üben gelingt es normalerweise,
den Namen fehlerfrei auszusprechen. In Drumnadrochit gibt es die
"Loch Ness Monster Exhibition". Hier kann man alles zum Ungeheuer von Loch
Ness erfahren. Was einen da erwartet, kann man sich denken. Bis heute sind
etwa 2000 Film- und Fotodokumente bekannt, die - gefälscht oder nicht gefälscht -
so etwas wie ein Ungeheuer, ein Monster zeigen, das da gerade aus dem See auftaucht.
So gibt es in der Ausstellung eine audiovisuelle Show, man erfährt viel über die Entstehung
der Legende sowie den aktuellen Stand der Nessie-Forschung. Zeitungsberichte,
Fotos und originale Tauchgeräte komplettieren die Sammlung.
Eins jedenfalls wird klar. Jeder Schotte würde alles tun, um den
Mythos aufrechtzuerhalten, selbst wenn er nicht daran glaubt. Viele
Besucher kommen schließlich nur seinetwegen hierher.
Trotzdem: Die Ausstellung muß man nicht unbedingt gesehen haben.
Wen der ganze Kult nicht so sehr interessiert, der kann auch einen kleinen
Spaziergang unternehmen. Auf Nessie muß er auf keinen Fall verzichten.
Denn neben dem Gebäude gibt es in einem kleinen Teich eine künstliche
Nessie. Gerade gut für ein Erinnerungsfoto.
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Fotogene Ruine am Rande von Loch Ness: Urquhart Castle
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Weiter geht die Reise in südwestlicher Richtung. Nach wenigen Minuten
eine Anlegestelle. Und - wie der Busfahrer uns erstaunten Passagieren erläutert -
kann man hier auf Tauchstation gehen. Rund 130 Euro für eine Stunde.
Natürlich auf der Suche nach Nessie, was sonst??!
Wieder nur ein paar Minuten später erreichen wir Urquhart Castle,
es gibt einen Fotostop. Übermäßig viel ist ja nicht mehr erhalten.
Trotzdem ein schönes Motiv, die Ruinen mit dem nach wie vor unheimlich
erscheinenden Loch Ness im Hintergrund. Ursprünglich stammte die Burg
aus dem 12.Jhdt, im 14.Jhdt. wurden die Mauern verstärkt. Ende des
17.Jhdt. brannten die meisten Gebäude ab, und in diesem Zustand
präsentiert sich die Burg noch heute ihren Besuchern.
Der südlichste Punkt ist mit Fort Augustus erreicht. Das Städtchen
liegt rings um das frühere Fort, Anfang des 18.Jhdts. als Militärstation
der Engländer errichtet. Ende des 19.Jhdts. übernahmen dann
Benediktinermönche die Gebäude und errichteten eine Abtei. Sicher
eine ungewöhnliche Geschichte für ein Kloster.
Die Geistlichkeit ist aber auch wieder ausgezogen, und die
Gebäude wurden als Museum genutzt. Zumindest als wir da waren!
Mit Walkman ausgestattet, lief
man durch die Räume und konnte mit ein bißchen Glück die
Erklärungen auch auf deutsch anhören. Der Rundgang war durchaus
ansprechend gestaltet. Zwischendurch gab es eine neunminütige Diashow
mit Lichteffekten, die bei der Erdgeschichte begann und über Tier- und
Pflanzenwelt mit den früheren Bewohnern wie Pikten oder Skoten endete.
Viele Original-Objekte in den nächsten Räumen leiteten dann zur
abschließenden Show über, bei der es dann um die konkrete Geschichte
des Forts und der Gegend ging. Ja, diese Ausstellung wurde leider 1998 eingestellt,
das Gebäude harrt seitdem einer neuen Nutzung.
Wechselvolle Geschichte von Fort Augustus: Erst Fort, dann Kloster, dann Museum, nun leerstehend
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Was wäre nun eine Loch-Ness-Tour ohne eine Bootsfahrt? Die steht nun auf
dem Programm. Aber, um ehrlich zu sein, so toll ist das nicht. Man fährt
zehn Minuten hinaus, das Boot wendet, und schon geht es wieder zurück.
Also eher wie eine Butterfahrt, nur daß es nichts zu kaufen gibt.
Hängt aber vielleicht ein bißchen mit dem Wetter zusammen, denn es
ist regnerisch. Und mit Nessie haben vermutlich die wenigsten gerechnet.
Zurück in Richtung Inverness geht es natürlich auf der Südostseite
des Sees, da es sich um eine Umrundung handelt. Und hier ist es landschaftlich
viel schöner. Die Straße ist eine Single Track Road, also eine Spur
für beide Richtungen. Allerdings kommen wenige Fahrzeuge entgegen, und
für solche Fälle gibt es ja noch die Haltebuchten. Trotzdem immer eine
lustige Sache mit einem großen Bus.
Mal fahren wir am Ufer von Loch Ness, dann geht es schon mal ins "Landesinnere",
vorbei an ein paar kleineren Lochs. Fotostop am Ufer gegenüber von Urquhart Castle.
Wer jetzt ein Teleobjektiv besitzt, hat gewonnen.
Letzter Stop ist mal wieder in einer Fabrik, und zwar bei James Pringles Weaver.
Hier werden die berühmten Schotten-Karos hergestellt, die sog. "Tartans".
Diese werden dann zu Kilts, also den Schottenröcken weiterverarbeitet,
aber auch zu Hemden, Schals, etc. In verschiedenen Räumen sind hier auch
alte Webmaschinen ausgestellt, dazu gibt es sogar ein Erläuterungsblatt.
Und natürlich gibt es auch einen kleinen Shop, in dem seltsamerweise der
größte Teil der Verkaufsstücke gar nicht von hier stammt.
Zurück in Inverness, buchen wir noch schnell die Fahrt nach Durness im nördlichsten
Zipfel Großbritanniens. Diesmal eine Fahrt ohne Reiseleiter, einfach nur die
Busfahrt. Und morgen soll es losgehen.
Vierter Tag: Fahrt nach Durness
Menschenleere Landschaft am Loch Shin: Wiesen, Seen, Berge
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Heute also die Fahrt in den hohen Norden. 8 Einwohner teilen sich hier einen
Quadratkilometer. Das ist zwar mehr als in Grönland, bei uns hingegen findet
man keinen Landstrich, der nur annähernd so menschenleer wäre wie hier.
Zunächst auf gut ausgebauter Straße über den Moray Firth, weiter nördlich
über den Cromarty Firth bis zum netten Städtchen Tain mit vielen alten Häusern.
Dann wird die Straße schon schmaler und vor allem kurvenreich, wir fahren
entlang des Dornoch Firth, eines weiteren Meeresarmes.
Nach Überquerung der Bonar Bridge wird es jedoch abenteuerlich. 100 Meilen
Single Track Road erwarten uns, das heißt bei jedem Gegenverkehr: einer muß
in der Haltebucht warten oder auch schon mal einen halben Kilometer im
Rückwärtsgang. Schön anzusehen eine Burg in der Nähe von Invershin, der
Reiseführer schweigt sich leider aus. Eine Extra-Pause für uns Touristen
gibt es bei den Shin Falls, weil man da ab und zu Lachse auf ihrem Weg
flußaufwärts beobachten kann. An diesem Tag allerdings nicht.
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Auch in Schottland gibt es Fjorde
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Ab Lairg wird die Landschaft wahrlich atemberaubend. Wir fahren das komplette
Ufer von Loch Shin ab. Ein länglicher See ähnlich Loch Ness, eingerahmt von
bis zu 1000 m hohen Bergen. Mit Loch More und Loch Stack folgen ein paar
kleinere Seen, bis wir die Küste erreichen. Und die ist hier in ähnlicher
Weise zerklüftet, wie man es von den norwegischen Fjorden kennt. Nur nicht
ganz so steil ragen die Berge aus dem Wasser.
Jeweils einen Abstecher gibt es noch nach Scourie und Kinlochbervie, dann
erreichen wir um 13.30 Uhr pünktlich unser Ziel Durness. Das Wetter ist phantastisch,
die Sonne scheint, es ist wärmer, als man jemals von dieser Gegend erhofft hat,
was will man mehr? Eine Übernachtungsmöglichkeit ist schnell gefunden, sogar
eine Tourist Information gibt es hier. Der Ort selbst ist kaum als solcher
zu erkennen. Es gibt zwar Häuser, die stehen aber sehr weit voneinander entfernt.
Manchmal 100 m, manchmal aber auch 300 m.
Wir haben uns für den Nachmittag eine Wanderung nach Norden ausgesucht.
Allerdings nicht Cape Wrath ist das Ziel, der nördlichste Punkt des britischen
"Festlandes". Nein, das wäre doch etwas weit von hier. Wir wollen nach
Faraid Head, einer Halbinsel, die sich nördlich von Durness erstreckt.
Ein Vogelparadies soll das sein, im Wasser soll man auch mal Seehunde beobachten
können.
Weitverstreute Häuser: Das ist Durness
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Zunächst gibt es aber nur Schafweiden. Und, damit jedes Schaf weiß, wohin es
gehört, sind alle mit Mauern umgeben. Das ist aber keine Erfindung der Neuzeit,
denn diese Mauern sehen fast antik aus. Wir passieren eine zerfallene Kirche,
die Balnakeil Church, errichtet 1619. Hierzu gehört ein Friedhof, der jedoch
noch in Benutzung ist. Selbst hier weiden Schafe.
Die Halbinsel ist in Privatbesitz, wie uns ein Hinweisschild belehrt. Einen
schönen und sehr langen Strand finden wir an der Westseite der Halbinsel.
Das Wasser ist sehr kalt, wie der Fußtest zeigt. Den Strand wandern wir bis
zum Ende, dann geht er in eine Steilküste über. Es gibt aber einen regulären
Weg oberhalb der Klippen. Und den gehen wir nun auf grüner Wiese zwischen
Hunderten von Schafen. Recht zutraulich sind sie, näher als 5 m lassen sie
jedoch niemanden heran.
Am Nordende angekommen, sehen wir zwar viele Möwen, andere Vögel können wir
jedoch kaum ausmachen. Liegt wahrscheinlich daran, daß wir wahrlich keine
Ornithologen sind. Auch Seehunde kommen nicht vorbeigeschwommen. Vielleicht
ist es denen aber auch nur zu heiß. Auf demselben Weg laufen wir zurück
und sind noch lange vor Sonnenuntergang in unserer Bed&Breakfast- Pension.
Fünfter Tag: Rückfahrt nach Inverness
Und hier geht es hinein zur Smoo Cave
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Das übliche Frühstück zu ziviler Zeit, dann geht es zu der laut Reiseführer
einzigen Sehenswürdigkeit der Gegend, der Smoo Cave. Noch nicht einmal eine
halbe Stunde Weg, und schon sind wir da. Eine gewaltige Höhle von 67 m Länge
und 37 m Höhe wurde da im Lauf von Jahrhunderten aus dem Fels herausgespült.
An der Decke zeigen sich schon erste Löcher, so scheinen die Gewalten von
Ebbe und Flut ihr Werk noch nicht vollendet zu haben.
Zwei kleinere Kammern gibt es noch, da darf man aber nur einen seitlichen
Blick hineinwerfen, sie sind nämlich nur mit dem Boot zu erkunden.
Die Umgebung zeigt sich ähnlich wie auf unserer gestrigen Wanderung.
Steile Klippen, saftige Wiesen, weidende Schafe. Eine schöne, oftmals
zerklüftete Landschaft.
Wir gehen nach Durness zurück. Es gibt hier einige kleinere Strände.
Alle traumhaft anzusehen. Ein paar Palmen, und schon könnte man sich wie in
der Karibik fühlen. Von gestern wissen wir allerdings, daß das Wasser sehr
kalt ist. Dennoch: Heute scheint die Sonne noch ein bißchen mehr, und so
wagen wir es. Ein bißchen Überwindung kostet es, und lange hält man es auch
nicht aus. Auf jeden Fall das nördlichste Bad im Meer unseres ganzen Lebens!
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Traumstrand im Norden
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Salzig und sandig hetzen wir zum Bus, der um 15.15 Uhr wieder in Richtung
Inverness abfährt. Wir fahren exakt dieselbe Strecke wie auf der Hinfahrt,
es wird trotzdem keine Sekunde langweilig. Und wieder äußerst pünktlich um 19.45 Uhr
trifft der Bus an seinem Ziel ein. Am Abend noch der obligatorische Pub-Besuch.
Wieder gibt es Live-Musik, obwohl kein Wochenende ist. Wie gesagt, Inverness
ist doch interessanter, als die Reiseführer sagen.
Fazit
Inverness ist die letzte Stadt vor den Highlands. Durch ihre günstige Lage
eignet sie sich hervorragend als Ausgangspunkt für Ausflüge. Dies ist vor
allem wichtig, wenn man auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist,
wie das bei uns auch der Fall war. Angeboten wird eine Menge, hauptsächlich
natürlich im Sommer. Am besten geht man zur Tourist Information in der
Bridge Street nahe dem River Ness, hier kann man alles buchen.
Bei solchen Tagestouren bucht man natürlich immer ein Pauschalprogramm,
bei dem der eine oder andere Punkt vielleicht nicht so interessant sein mag.
Dafür sind sie noch relativ preisgünstig. Ist man mit 3 oder 4 Personen
unterwegs, wird ein Mietwagen wohl die günstigere Alternative sein, wenn man
denn auf der linken Seite fahren möchte. Dann ist man völlig unabhängig
und kann sich seine Ziele frei aussuchen.
So oder so: Wie immer man es mag oder sich leisten kann: Beim Besuch der
Highlands kommt an Inverness keiner vorbei!