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Hochtour in den Walliser Alpen Teil 2
Text und Fotos: Eckart Winkler, Bad Nauheim, http://www.eckart-winkler.de
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Allgemeine und touristische Informationen zu der Schweiz

 

Abbruch der Tour ins Aosta-Tal - Rückkehr nach Zermatt mit Seilbahn und einem langen Abstieg - Zusätzliche Tour auf Platthorn und Mettelhorn

Dauer: Acht Tage


Fünfter Tag: Der Abstieg

Für eine Hütte ist die Nacht ganz in Ordnung. Massimo kommt bereits um 5.15 Uhr, um uns zu wecken. Das Wetter ist schlecht, also früher Aufbruch. Nun gut, die anderen Gruppen sind wirklich schon am Aufbrechen, da gehen wir erstmal zum Frühstück. Das ist nicht so toll, einen Becher Tee, ein paar Scheiben Toastbrot und Marmelade gibt es, das wars schon fast.
Abstieg
Abstieg von der Hütte durch Geröll-Landschaft


Dann Fertigmachen und Zusammenpacken. Das Wetter wird nicht besser, die Berge sind in Wolken verhüllt, es schneit, und es windet. Keine guten Voraussetzungen. Wir stehen also schon fix und fertig da, da entscheidet Massimo. Wir gehen nicht über den Liskamm zur nächsten Hütte, sondern steigen ab ins Tal und von dort wieder hoch zur Hütte. Das sei sicherer.

Na gut, er ist der Bergführer. Der Haken: Der Weg nach unten ist kein normaler Wanderweg, sondern ein Klettersteig. Und so etwas hat nur ein einziger von uns bisher absolviert (im Rahmen eines Kurses). Wir werden nun nicht über den Karabiner ans Seil gehängt, sondern fest verbunden. Und jeder hat zur Sicherung einen Karabiner mit seinem Gurt verbunden.

Los geht es also über einen Felsgrat, der aber nicht zu schmal ist. Ein Fixseil gibt es hier, in das man sich jeweils mit dem Karabiner einklinkt. Zusätzlich kann man sich am Fixseil festhalten. Besonders schwierig oder gefährlich ist das ganze nicht. Trotzdem kommen wir nicht sehr schnell vorwärts, da es ja überall geschneit hat und demzufolge rutschig ist.

Eine Stunde verbringen wir auf dem Klettersteig, dann endet das Fixseil. War also nichts Dramatisches, dieser Klettersteig. Die Gegend besteht nun aus Geröllfeldern, dazwischen Schnee. Später kommt ein größeres Schneefeld, bei dem es zudem abwärts geht. Hier ziehen wir die Steigeisen an und kommen recht schnell weiter.
Brücke in Pont St.Martin
Die Brücke in Pont St.Martin: Hier wollten wir gar nicht hin


Dann aber wieder abwechselnd Geröll und Schnee. Die Berge sind nach wie vor nicht zu sehen, auch hier unten wird das Wetter jetzt schlechter: Erst schneit es, dann geht es in Regen über. Und es wird neblig. Jetzt ist es nicht mehr weit zur Seilbahn.

Die Station, es ist ein Sessellift, liegt auf 2672 m, d.h. wir sind fast 900 m abgestiegen. Dann per Sessellift auf 2372 m, per Seilbahn auf 1838 m. Wir kommen heraus im Lys-Tal, der Ort heißt Gressoney, Ortsteil Ciaval. Die Wetterberichte für die ganze Gegend sind schlecht.

Nach langer Diskussion entscheiden wir uns für den Abbruch. Traurig, aber wahr! Aber bei einem solchen Wetter da oben rumzulaufen, ist ja auch kein Spaß. Die Frage ist jedoch, ob der Abstieg die richtige Entscheidung war. Oder ob man die Tour nicht zumindest teilweise hätte fortführen können. Immerhin sind die anderen Gruppen ja oben geblieben, wenn wir auch keine weitere Informationen haben, wie es bei denen weitergegangen ist.

Wie kommen wir nun zurück nach Zermatt? Jeder hat dort Gepäck stehen oder sogar ein Auto in Täsch. Der Weg ist weit, da über die Berge keine Straße führt.

Auf jeden Fall müssen wir erstmal per Bus weg. Und der geht um 12.15 Uhr durch das Lys-Tal. Dort ist im letzten Jahr eine Schlammlawine heruntergegangen, die Spuren kann man immer noch sehen.

Nach einer Stunde kommen wir in Pont St.Martin an, eine nette Brücke gibt es da. Dann weiter per Bus nach Chatillon. Hier ist Endstation für heute. Massimo organisiert eine Wohnung für uns alle, wo wir dann gegen 16 Uhr einziehen. Diese Wohnung scheint speziell für solche Gelegenheiten eingerichtet. Es gibt fünf Betten plus Coach.

Dann gehen wir essen. Pizza natürlich, da wir in Italien sind. Massimo hat im Schuhgeschäft gegenüber einen Tip eingeholt. Ein bißchen müssen wir laufen, aber es lohnt sich. Es ist keine Touristenkneipe, wie überhaupt der Ort kein Touristenort ist. Die Pizza ist riesig, gut belegt mit knusprigem Teig. Sie ist wohl der Höhepunkt des heutigen Tages.


Sechster Tag: Zurück nach Zermatt
Abstieg
Auf dem Abstieg nach Zermatt

Der Wecker klingelt um 5.15 Uhr. Es wird Tee gekocht, der in die Thermoskannen abgefüllt wird. Sachen zusammenpacken, um 6 Uhr verlassen wir die Wohnung, um 6.15 Uhr geht der Bus nach Cervinia.

Dazu fahren wir in das nächst westliche Tal, aus dem wir gekommen sind. Der Ort liegt nahe dem Matterhorn, per Luftlinie gar nicht weit von Zermatt entfernt. Nur ein paar hohe Berge liegen dazwischen.

Um 8.15 Uhr geht die Seilbahn. Mit zweimaligem Umsteigen kommen wir auf 3480 m auf dem Plateau Rosa an, nicht weit vom Kleinen Matterhorn. Auch hier ein Sommer-Skigebiet, viele Skifahrer kommen mit uns hoch.

Wir machen uns wie üblich für eine Gletscherüberquerung fertig. Gegen 9.15 Uhr gehen wir los, es folgt der Abstieg bis Zermatt. Zunächst entlang der Skipiste, hier ist alles von der Pistenraupe planiert. Das Wetter ist nicht so toll, aber auch nicht so schlecht, daß man nichts machen könnte. Der Lyskamm, den wir gestern oder alternativ heute hätten überqueren sollen, ist teilweise zu sehen.
Kuh
Stummer Beobachter am Wegesrand


Nach Verlassen der Piste wird der Schnee eher matschig, man sinkt oft tief ein. Noch unangenehmer wird es unterhalb des Gletschers. Hier gibt es eigentlich nur Matsch, Pfützen und kleine Teiche. Es beginnt zu regnen.

Wir treffen nun auf einen Wanderweg, der ziemlich sicher nach Zermatt gehen wird. Der Ort ist schon gut zu erkennen. Dann treffen wir auf den Weg, den ich auf dem Weg zur Hörnlihütte bereits gegangen bin. Jetzt befinden wir uns also auf bekanntem Terrain, gegen 13.45 erreichen wir das Hotel in Zermatt.

Wir sind also einen Tag früher als geplant zurück. Ich kann aber meine Reservierung für zwei weitere Nächte um diesen einen Tag vorverlegen. Ich bekomme sogar dasselbe Zimmer wie zuvor. Verabschiedung von den anderen, ich bin der einzige, der noch bleibt.

Gegen 16 Uhr unternehme ich einen kleinen Stadtbummel. Souvenirs gibt es in den Geschäften zuhauf. Dann sieht man aber auch spezielle Dinge wie das bekannte Schweizer Heilmittel von Emma Kunz, Aion A. Den Rest des Tages verbringe ich im Hotelzimmer und gehe früh schlafen.


Siebter Tag: Platthorn und Mettelhorn
Schafe
Auch die Walliser Schafe sehen vor lauter Nebel nichts

Aufstehen um 6.30 Uhr, Frühstück um 7 Uhr. Um 7.45 Uhr geht es los in Richtung Mettelhorn. Die ganze Nacht fast hat es geregnet, jetzt ist es trocken, aber der Nebel hängt tief. Die Wege sind zwar feucht, aber nicht matschig. Man kann gut gehen.

Es geht gleich ziemlich steil los, der Weg führt durch Wald in ein Tal westlich von Zermatt weg. Um 8.20 Uhr bin ich beim Gasthaus Edelweiss, 1961 m. Von der Aussichtsterrasse aus ist nur Nebel zu sehen. Bald hört der Wald auf, es bleibt steil und neblig. Es herrschen nun Wiesen mit einer Vielzahl verschiedener Blumen vor.

Das Berggasthaus Trift, 2337 m, erreiche ich um 9.15 Uhr. Hier verzweigt das Tal, nach rechts geht es zum Mettelhorn. Ab und zu kommt jetzt die Sonne zum Vorschein. Bald schon gibt es keine durchgehenden Wiesen mehr, aber Blumen scheinen auch auf Felsen wachsen zu können. Die Landschaft wird jetzt hochalpin. Immer öfter scheint die vergletscherte Umgebung durch. Weisshorn, Zinalrothorn und Ober-Gabelhorn sind über 4000 m hoch, dann ist auch mal wieder das Matterhorn zu sehen.
Mettelhorn
Der Blick vom Platthorn zum Mettelhorn


Am Rande eines großen Schneefeldes dann in Richtung Gipfel. Es geht über Geröll, ein Weg ist nicht zu erkennen, den muß man sich selber suchen. Um 11.20 Uhr bin ich auf dem Gipfel. Ein thüringisches Ehepaar ist mir nachgefolgt. Nach eingehendem Studium der Karte stellen wir fest, daß dies gar nicht das Mettelhorn ist, sondern das Platthorn, 3345 m. Dieses haben wir also aus Versehen bestiegen. Macht aber nichts, das Gipfel des Mettelhorns ist ja auch nicht weit.

Es geht also wieder über das ganze Geröll abwärts. Quer über ein Schneefeld gehe ich mit meinen Steigeisen. Am Ende des Schneefelds folgt der Gipfelanstieg auf einem diesmal deutlich zu sehenden Weg. Um 12.20 Uhr bin ich oben auf 3406 m Höhe. Die Aussicht ist fantastisch. Neben den schon erwähnten 4000ern kommt auch der Dom mit seinen benachbarten Bergen zum Vorschein.
Dom
Vom Mettelhorn aus sieht man sogar den Dom


Den Abstieg beginne ich um 12.45 Uhr. Das Wetter ist jetzt durchgehend gut. Beim Berggasthof Trift treffe ich um 14.45 Uhr ein. Gerade fliegt ein Hubschrauber der Bergrettung über uns und holt einen Bergsteiger von einem der Berge, vermutlich dem Zinalrothorn. Am langen Seil wird er nun zurückgeflogen, auch nicht gerade angenehm. Aber besser, als da oben zugrunde zu gehen.

Der Abstieg wird nun immer mehr zur Qual. Immerhin 1800 Höhenmeter sind rückgängig zu machen. Die Füße schmerzen, und Spaß macht das ganze wirklich nicht mehr. Waren wohl zu viele Abstiege in den letzten Tagen. Ich mache noch eine längere Pause auf einer Bank oberhalb von Zermatt mit guter Sicht auf den Ort. Um 16.45 Uhr bin ich zurück im Hotel.


Achter Tag: Rückfahrt und Fazit
Zermatt
Ein letzter Blick auf Zermatt

Eine denkwürdige Tour geht zu Ende. Sicher hat sie schöne Bergerlebnisse gebracht. Dennoch war der Kern, die gebuchte Hochtour, eine Riesen-Enttäuschung. Natürlich kann man hier von einer unglücklichen Verkettung unglücklicher Umstände sprechen. Unglücklich waren allerdings die Entscheidungen, die hier getroffen wurden.

Es ist müßig zu diskutieren, ob und wie die Tour zu einem eher zufriedenstellenden Ende hätte gebracht werden können. Immerhin ist zu erwähnen, daß der Veranstalter im Nachhinein so kulant war und den Teilnehmern einen Gutschein über 250 Euro für eine folgende Tour zugebilligt hat.

Für die Rückfahrt muß immerhin bis Brig der Glacier-Express herhalten, sogar ganz ohne Zuschlag. Das Wetter ist nicht ganz so gut, so daß sich diesmal das Fahrerlebnis in Grenzen hält. Per Intercity geht es dann über Bern und Basel zurück nach Deutschland.

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