Abbruch der Tour ins Aosta-Tal - Rückkehr nach Zermatt mit Seilbahn
und einem langen Abstieg - Zusätzliche Tour auf Platthorn und Mettelhorn
Dauer: Acht Tage
Fünfter Tag: Der Abstieg
Für eine Hütte ist die Nacht ganz in Ordnung. Massimo kommt bereits um 5.15 Uhr,
um uns zu wecken. Das Wetter ist schlecht, also früher Aufbruch. Nun gut, die anderen
Gruppen sind wirklich schon am Aufbrechen, da gehen wir erstmal zum Frühstück.
Das ist nicht so toll, einen Becher Tee, ein paar Scheiben Toastbrot und Marmelade gibt es,
das wars schon fast.
Abstieg von der Hütte durch Geröll-Landschaft
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Dann Fertigmachen und Zusammenpacken. Das Wetter wird nicht besser, die Berge sind in Wolken
verhüllt, es schneit, und es windet. Keine guten Voraussetzungen. Wir stehen also schon
fix und fertig da, da entscheidet Massimo. Wir gehen nicht über den Liskamm zur
nächsten Hütte, sondern steigen ab ins Tal und von dort wieder hoch zur Hütte.
Das sei sicherer.
Na gut, er ist der Bergführer. Der Haken: Der Weg nach unten ist kein normaler Wanderweg,
sondern ein Klettersteig. Und so etwas hat nur ein einziger von uns bisher absolviert (im Rahmen eines
Kurses). Wir
werden nun nicht über den Karabiner ans Seil gehängt, sondern fest verbunden. Und
jeder hat zur Sicherung einen Karabiner mit seinem Gurt verbunden.
Los geht es also über einen Felsgrat, der aber nicht zu schmal ist. Ein Fixseil gibt es
hier, in das man sich jeweils mit dem Karabiner einklinkt. Zusätzlich kann man sich am
Fixseil festhalten. Besonders schwierig oder gefährlich ist das ganze nicht. Trotzdem
kommen wir nicht sehr schnell vorwärts, da es ja überall geschneit hat und demzufolge
rutschig ist.
Eine Stunde verbringen wir auf dem Klettersteig, dann endet das Fixseil. War also nichts
Dramatisches, dieser Klettersteig. Die Gegend besteht nun aus Geröllfeldern, dazwischen
Schnee. Später kommt ein größeres Schneefeld, bei dem es zudem abwärts
geht. Hier ziehen wir die Steigeisen an und kommen recht schnell weiter.
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Die Brücke in Pont St.Martin: Hier wollten wir gar nicht hin
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Dann aber wieder abwechselnd Geröll und Schnee. Die Berge sind nach wie vor nicht zu
sehen, auch hier unten wird das Wetter jetzt schlechter: Erst schneit es, dann geht es in
Regen über. Und es wird neblig. Jetzt ist es nicht mehr weit zur Seilbahn.
Die Station, es ist ein Sessellift, liegt auf 2672 m, d.h. wir sind fast 900 m abgestiegen.
Dann per Sessellift auf 2372 m, per Seilbahn auf 1838 m. Wir kommen heraus im Lys-Tal, der Ort heißt
Gressoney, Ortsteil Ciaval. Die Wetterberichte für die ganze Gegend sind schlecht.
Nach langer Diskussion entscheiden wir uns für den Abbruch. Traurig, aber wahr! Aber bei
einem solchen Wetter da oben rumzulaufen, ist ja auch kein Spaß. Die Frage ist jedoch,
ob der Abstieg die richtige Entscheidung war. Oder ob man die Tour nicht zumindest teilweise
hätte fortführen können. Immerhin sind die anderen Gruppen ja oben geblieben, wenn wir
auch keine weitere Informationen haben, wie es bei denen weitergegangen ist.
Wie kommen wir nun zurück nach Zermatt? Jeder hat dort Gepäck stehen oder sogar ein
Auto in Täsch. Der Weg ist weit, da über die Berge keine Straße führt.
Auf jeden Fall müssen wir erstmal per Bus weg. Und der geht um 12.15 Uhr durch das
Lys-Tal. Dort ist im letzten Jahr eine Schlammlawine heruntergegangen, die Spuren kann man
immer noch sehen.
Nach einer Stunde kommen wir in Pont St.Martin an, eine nette Brücke gibt es da. Dann
weiter per Bus nach Chatillon. Hier ist Endstation für heute. Massimo organisiert eine
Wohnung für uns alle, wo wir dann gegen 16 Uhr einziehen. Diese Wohnung scheint speziell
für solche Gelegenheiten eingerichtet. Es gibt fünf Betten plus Coach.
Dann gehen wir essen. Pizza natürlich, da wir in Italien sind. Massimo hat im
Schuhgeschäft gegenüber einen Tip eingeholt. Ein bißchen müssen wir
laufen, aber es lohnt sich. Es ist keine Touristenkneipe, wie überhaupt der Ort kein
Touristenort ist. Die Pizza ist riesig, gut belegt mit knusprigem Teig. Sie ist wohl der
Höhepunkt des heutigen Tages.
Sechster Tag: Zurück nach Zermatt
Auf dem Abstieg nach Zermatt
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Der Wecker klingelt um 5.15 Uhr. Es wird Tee gekocht, der in die Thermoskannen abgefüllt
wird. Sachen zusammenpacken, um 6 Uhr verlassen wir die Wohnung, um 6.15 Uhr geht der Bus nach
Cervinia.
Dazu fahren wir in das nächst westliche Tal, aus dem wir gekommen sind. Der Ort liegt
nahe dem Matterhorn, per Luftlinie gar nicht weit von Zermatt entfernt. Nur ein paar hohe
Berge liegen dazwischen.
Um 8.15 Uhr geht die Seilbahn. Mit zweimaligem Umsteigen kommen wir auf 3480 m auf dem
Plateau Rosa an, nicht weit vom Kleinen Matterhorn. Auch hier ein Sommer-Skigebiet, viele
Skifahrer kommen mit uns hoch.
Wir machen uns wie üblich für eine Gletscherüberquerung fertig. Gegen 9.15
Uhr gehen wir los, es folgt der Abstieg bis Zermatt. Zunächst entlang der Skipiste,
hier ist alles von der Pistenraupe planiert. Das Wetter ist nicht so toll, aber auch nicht
so schlecht, daß man nichts machen könnte. Der Lyskamm, den wir gestern oder
alternativ heute hätten überqueren sollen, ist teilweise zu sehen.
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Stummer Beobachter am Wegesrand
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Nach Verlassen der Piste wird der Schnee eher matschig, man sinkt oft tief ein. Noch
unangenehmer wird es unterhalb des Gletschers. Hier gibt es eigentlich nur Matsch,
Pfützen und kleine Teiche. Es beginnt zu regnen.
Wir treffen nun auf einen Wanderweg, der ziemlich sicher nach Zermatt gehen wird.
Der Ort ist schon gut zu erkennen. Dann treffen wir auf den Weg, den ich auf dem Weg zur
Hörnlihütte bereits gegangen bin. Jetzt befinden wir uns also auf bekanntem
Terrain, gegen 13.45 erreichen wir das Hotel in Zermatt.
Wir sind also einen Tag früher als geplant zurück. Ich kann aber meine Reservierung
für zwei weitere Nächte um diesen einen Tag vorverlegen. Ich bekomme sogar dasselbe
Zimmer wie zuvor. Verabschiedung von den anderen, ich bin der einzige, der noch bleibt.
Gegen 16 Uhr unternehme ich einen kleinen Stadtbummel. Souvenirs gibt es in den Geschäften zuhauf.
Dann sieht man aber auch spezielle Dinge wie das bekannte Schweizer Heilmittel von Emma Kunz,
Aion A. Den Rest des Tages verbringe ich im Hotelzimmer und gehe früh schlafen.
Siebter Tag: Platthorn und Mettelhorn
Auch die Walliser Schafe sehen vor lauter Nebel nichts
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Aufstehen um 6.30 Uhr, Frühstück um 7 Uhr. Um 7.45 Uhr geht es los in Richtung Mettelhorn.
Die ganze Nacht fast hat es geregnet, jetzt ist es trocken, aber der Nebel
hängt tief. Die Wege sind zwar feucht, aber nicht matschig. Man kann gut gehen.
Es geht gleich ziemlich steil los, der Weg führt durch Wald in ein Tal westlich von
Zermatt weg. Um 8.20 Uhr bin ich beim Gasthaus Edelweiss, 1961 m. Von der Aussichtsterrasse
aus ist nur Nebel zu sehen. Bald hört der Wald auf, es bleibt steil und neblig. Es
herrschen nun Wiesen mit einer Vielzahl verschiedener Blumen vor.
Das Berggasthaus Trift, 2337 m, erreiche ich um 9.15 Uhr. Hier verzweigt das Tal, nach
rechts geht es zum Mettelhorn. Ab und zu kommt jetzt die Sonne zum Vorschein. Bald schon
gibt es keine durchgehenden Wiesen mehr, aber Blumen scheinen auch auf Felsen wachsen zu
können. Die Landschaft wird jetzt hochalpin. Immer öfter scheint die vergletscherte
Umgebung durch. Weisshorn, Zinalrothorn und Ober-Gabelhorn sind über 4000 m hoch, dann
ist auch mal wieder das Matterhorn zu sehen.
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Der Blick vom Platthorn zum Mettelhorn
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Am Rande eines großen Schneefeldes dann in Richtung Gipfel. Es geht über Geröll,
ein Weg ist nicht zu erkennen, den muß man sich selber suchen. Um 11.20 Uhr bin ich auf
dem Gipfel. Ein thüringisches Ehepaar ist mir nachgefolgt. Nach eingehendem Studium der
Karte stellen wir fest, daß dies gar nicht das Mettelhorn ist, sondern das Platthorn,
3345 m. Dieses haben wir also aus Versehen bestiegen. Macht aber nichts, das Gipfel des
Mettelhorns ist ja auch nicht weit.
Es geht also wieder über das ganze Geröll abwärts. Quer über ein
Schneefeld gehe ich mit meinen Steigeisen. Am Ende des Schneefelds folgt der Gipfelanstieg
auf einem diesmal deutlich zu sehenden Weg. Um 12.20 Uhr bin ich oben auf 3406 m Höhe.
Die Aussicht ist fantastisch. Neben den schon erwähnten 4000ern kommt auch der Dom mit
seinen benachbarten Bergen zum Vorschein.
Vom Mettelhorn aus sieht man sogar den Dom
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Den Abstieg beginne ich um 12.45 Uhr. Das Wetter ist jetzt durchgehend gut. Beim Berggasthof
Trift treffe ich um 14.45 Uhr ein. Gerade fliegt ein Hubschrauber der Bergrettung über
uns und holt einen Bergsteiger von einem der Berge, vermutlich dem Zinalrothorn. Am langen
Seil wird er nun zurückgeflogen, auch nicht gerade angenehm. Aber besser, als da oben
zugrunde zu gehen.
Der Abstieg wird nun immer mehr zur Qual. Immerhin 1800 Höhenmeter sind rückgängig
zu machen. Die Füße schmerzen, und Spaß macht das ganze wirklich nicht mehr.
Waren wohl zu viele Abstiege in den letzten Tagen. Ich mache noch eine längere Pause auf
einer Bank oberhalb von Zermatt mit guter Sicht auf den Ort. Um 16.45 Uhr bin ich zurück
im Hotel.
Achter Tag: Rückfahrt und Fazit
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Ein letzter Blick auf Zermatt
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Eine denkwürdige Tour geht zu Ende. Sicher hat sie schöne Bergerlebnisse gebracht.
Dennoch war der Kern, die gebuchte Hochtour, eine Riesen-Enttäuschung. Natürlich
kann man hier von einer unglücklichen Verkettung unglücklicher Umstände sprechen.
Unglücklich waren allerdings die Entscheidungen, die hier getroffen wurden.
Es ist müßig zu diskutieren, ob und wie die Tour zu einem eher
zufriedenstellenden Ende hätte gebracht werden können. Immerhin ist zu erwähnen,
daß der Veranstalter im Nachhinein so kulant war und den Teilnehmern einen Gutschein
über 250 Euro für eine folgende Tour zugebilligt hat.
Für die Rückfahrt muß immerhin bis Brig der Glacier-Express herhalten,
sogar ganz ohne Zuschlag. Das Wetter ist nicht ganz so gut, so daß sich diesmal das
Fahrerlebnis in Grenzen hält. Per Intercity geht es dann über Bern und Basel zurück
nach Deutschland.
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