Die Literaturseite von Eckart Winkler
U4 zum Hauptbahnhof
- Ein Wimmelgedicht -

 

Die Türen öffnen, aussteigen, einsteigen, Frau mit Kinderwagen, Dicker mit Dackel, er schwitzt und stinkt, drängeln, Mädchen tritt mir auf den Fuß, schnell, schnell, Türen schließen, kein Sitzplatz, wo soll man sich festhalten, Kind plärrt, Jugendliche hören Walkman, Abfahrt, Mann mit Cowboystiefeln spielt den Coolen, junge Frau ist nervös, hat vielleicht keine Fahrkarte, stickige Luft, heiß, hoffentlich muß sich keiner übergeben, Schweiß rinnt, Enge, ich werde an einen schwitzenden Fettwanst ge drückt, ist das eklig, nächster Halt Römer, bremsen, quietschen, festhalten, ein Koffer fällt um, die Türen öffnen, aussteigen, einsteigen, laßt den Herrn doch raus, Familie mit Aldi-Tüten, drängeln, schnell, schnell, Türen schließen, einer will noch mit und schafft es nicht, Abfahrt, festhalten, komischer Typ starrt mich an, was will der, Spanier unterhält sich mit Italiener, oder ist es umgekehrt, stickige Luft, hoffentlich sind wir bald da, Nonne liest Buch und lacht, nächster Halt Willy-Brandt-Platz, wenn der das wüßte, bremsen, quietschen, schlechte Luft, Mädchen spielt Gameboy, blonder Hüne mit Schnauzbart und Sonnennbrille rempelt mich an, festhalten, die Türen öffnen, aussteigen, einsteigen, drängeln, Kind mit Riesen-Eistüte, hier paßt keiner mehr rein, schnell, schnell, Türen schließen, Abfahrt, festhalten, schicke Lady stinkt nach Parfum, merkt die das nicht, die Beleuchtung flackert, wir werden langsamer, stickige Luft, ich will hier raus, zwei Studentinnen unterhalten sich über Dürrenmatt, im Tunnel ist es dunkel, jetzt fahren wir wieder schneller, Mann mit gelbem Hut ißt Pommes von MacDonalds, kleckert sich Ketchup über die Hose, nächster Halt Hauptbahnhof, bremsen, quietschen, festhalten, die Türen öffnen, aussteigen, nur noch aussteigen, endlich bin ich da!

 
Eckart Winkler, Bad Nauheim, Juni 2000, www.eckart-winkler.de

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